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Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst

Gäbe es denn noch immer Sportsgenossen, die das nicht wissen sollten? Leider noch viele. —

Sehen Sie nur Jenen auf der Landstrasse dahinschwirren, gleichsam mit verhängtem Zügel kommt er daher, vorn übergebeugt die beiden Hände nebeneinander an der Gabelkrone, oder auch freihändig: so sieht er „schneidig“ aus, und sein Blick zeigt es: er ist unternehmend wie der eines Menschen, der gar keine Ahnung hat, wie sehr blöde sein Thun den Vernünftigen vorkommen muss. So macht der die Strasse; er heisst sich auch Tourenfahrer, andere heissen ihn Kilometerfresser, und allfällig steht der Nutzen seiner Radreise in keinem Verhältniss zum angelegten Kapital an Zeit und Kraft. —

Ein Anderer, noch recht unerfahren und dabei gleichgiltig, begiebt sich auf die Fahrt nach einem fernen Ziel, ohne Tourenbuch, ohne Karte. Er frägt sich durch, recht und schlecht, mehr noch letzteres und erwirbt zwar einen reichen Schatz von Enttäuschungen, aber auch Aerger und Verdruss, dass er vor sogar vielem „vorbeigefahren“ ist. —

Ein Dritter fährt in die Welt hinaus mit Zahnbürste und Gummikragen. Ein Dutzend Hängerlinge, die sind angenäht an seiner Jacke; sie vergass er nicht. Aber die Bremse liess er daheim und, was nicht minder grimmig ist: die Werkzeugtasche sammt Pumpe und Flickzeug. „Ach, mir ist bisher noch nichts pässirt im Uebrigen giebts überall auf der Strasse Radfahrer, die helfen mir schon im Nothfall.“

Doch stimmt die Rechnung nicht. 20 Kilometer von der nächsten Stadt, gerade bei hereinbrechender Dunkelheit, wird der Reifen verletzt. Weitum kein Mensch, kein hilfsbereiter Kamerad. — Aus ist’s mit Fahrt und Vergnügen. —

Macht es ein Vierter besser? Er hat eine achttägige Tour vor; Schrank und Kasten werden geleert. Sein Rad erniedrigt er zu einem Gepäckwagen; ausser einer Rahmentasche findet sich auch noch ein schwerer Pack auf der Lenkstange, über welchen er gar nicht auf sein Vorderrad hinausblickt, zwei Werkzeugtaschen, eine schwere


Rost entfernt „Blitzblank“ – Rost verhütet „Solin“.


Empfohlene Zitierweise:
: Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst. Verlag von Hugo & Herman Zeidler, Berlin 1897, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrbuch_der_deutschen_Radfahrer-Vereine_1897.pdf/48&oldid=- (Version vom 4.1.2019)