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Schlüsse aus dem vorbildlichen Wesen des Alten Testamentes auf die Haushaltung Gottes im Neuen Testamente sind.

 Doch wir wollen aus etlichen anderen Stellen noch den Beweis führen, daß Epheser 4, 11 ff. nicht in irvingianischem Sinne erklärt werden darf.

 Wir schlagen nur um ein paar Kapitel zurück. Da finden wir die Stelle Epheser 2, 20. Dort werden die Apostel (und Propheten) der Grund des Baues der Kirche genannt. So nennt auch der Kirchenvater Irenäus mit Recht die Apostel das duodecastylum fundamentum ecclesiae.[1] Das Fundament eines Baues wird aber nur einmal gelegt. Mithin kann es Apostel, deren Bedeutung eben nach Eph. 2, 20 eine grundlegende und deren unmittelbarer Beruf es war, die Kirche zu gründen, nur einmal gegeben haben. Der Grund wird nur einmal gelegt, aber er trägt den Bau, der sich darüber erhebt, immerzu durch alle Jahrhunderte seines Bestandes. So hat Gott Apostel auch nur einmal gegeben, aber sie sind der bleibende Grund der Kirche, die Träger des ganzen geistlichen Baues, der durch die Jahrhunderte seiner Vollendung entgegenwächst.

 Gleichen Inhalts ist die Stelle Offenbarung c. 21, 14. Dort heißt es: Die Mauer der Stadt (des neuen Jerusalems) hat 12 Gründe (Grundsteine) und auf denselben 12 Namen der 12 Apostel des Lammes. Also auch hier begegnet uns wieder dieselbe Anschauung, daß der Apostolat der einmal für immer gelegte Grund der Kirche ist, und zugleich hebt der Artikel (die 12 Apostel des Lammes) die – keiner Erweiterung fähige – Geschlossenheit der Zwölfzahl der Apostel hervor.

 Die schwierige Frage, in welchem Verhältnis der Apostel Paulus zu der geschlossenen Zwölfzahl der Apostel der Beschneidung stehe, lassen wir, soweit sie nicht Galater 2, v. 7 gelöst ist, lieber ein ungelöstes Räthsel bleiben, als daß wir uns zu dem irvingianischen Lösungsversuch verstünden – der ja doch nur ein Menschensündlein ist, – als ob Paulus (und Barnabas, vergl. Apostelgesch. 14, 4 und 14) der Anfang einer zweiten, durch Schuld der Kirche verkümmerten Apostelreihe wäre, die nun in dem irvingianischen Apostolat vollständig geworden sei. Nur das sei noch bemerkt, daß – falls diese völlig grundlose Vermutung richtig wäre – nur noch 10, nicht aber 12, irvingianische Apostel hätten auftreten dürfen; denn sonst bekäme man ja anstatt 24 eine Gesammtzahl von 26 Aposteln.

 Auch auf die Stelle Offenbarung c. 4 v. 10 berufen sich die Irvingianer, wie mir denn auch von einem Theilnehmer der Versammlung in Nürnberg diese Stelle entgegengehalten wurde. „Die 24 Ältesten der Offenbarung – sagen sie – sind die 12 Apostel der Urzeit und die 12 (irvingianischen) Apostel der Schlußzeit der Kirche. Da jedoch die Bibel über diese Ältesten sich gar nicht näher erklärt, so ist aus der Zal allein für die irvingianische Ansicht nichts zu entnehmen. Eine Behauptung ist noch lange kein Beweis. Nicht einmal die Frage läßt sich – bei der Unsicherheit der Lesart Offenb. c. 5 v. 9 – ausmachen, ob unter den Ältesten Menschen


  1. d. i. das auf 12 Säulen ruhende Fundament der Kirche.