den Thron wieder zurückzugewinnen, während er gleichzeitig auch auf Aretas in dem Sinne einzuwirken trachtete, dass er dem Hyrkan Aufnahme gewähren und die Rückkehr auf seinen Thron ermöglichen wolle. Diese Reden waren natürlich gespickt mit Ausfällen auf den Charakter des Aristobulus, wie mit Lobeshymnen auf Hyrkan. Antipater legte dem Aretas auch nahe, wie es für den Fürsten eines so ruhmvollen Reiches fast ein Gebot des Anstandes wäre, seine schirmende Hand über die Unterdrückten auszustrecken: ohne Zweifel gehöre aber Hyrkan zu diesen Unterdrückten, weil ihm die nach dem Erstgeburtsrecht zustehende Herrschaft gewaltsam entrissen worden sei. 125 Nachdem so Antipater beide zuvor in die entsprechende Verfassung versetzt hatte, nahm er in einer Nacht den Hyrkan mit sich auf die Flucht aus der Stadt und erreichte nach einem angestrengten Ritte die Stadt Petra, die Residenz des Arabers. 126 Hier übergab er den Hyrkan dem Schutze des Aretas und setzte es bei ihm nach langen und einschmeichelnden Besprechungen, die er durch zahlreiche gewinnende Präsente unterstützte, endlich durch, dass er dem Hyrkan ein Heer von 50.000 Streitern zu Fuß und zu Kameel zum Zwecke seiner Wiedereinsetzung beistellte. Einer solchen Macht war freilich Aristobulus nicht gewachsen: er unterlag gleich im ersten Treffen und ward nach Jerusalem zurückgedrängt. 127 Hier hätten sich wohl sicher die Gegner durch einen Sturm auf die Stadt seiner Person bemächtigt und so seinen weiteren Unternehmungen ein Ziel gesetzt, wenn nicht der römische Feldherr Scaurus einen Strich durch ihre günstige Rechnung gemacht und die Belagerung vereitelt hätte. Dieser war nämlich gerade um diese Zeit von Pompejus dem Großen, der damals gegen Tigranes im Felde stand, von Armenien nach Syrien gesandt worden und hatte, in Damaskus angekommen, das eben kurz zuvor von Metellus und Lollius weggenommen worden war, von den Ereignissen in Judäa Kunde erhalten, worauf er alsbald in eigener Person, da er den Unterfeldherrn schon eine andere Bestimmung gegeben hatte, nicht anders, als hätte er einen großen Schatz gefunden, dorthin aufbrach.
128 (3.) Bei seiner Ankunft im Lande waren sofort auch schon Gesandte von Seite der beiden Brüder zur Stelle, von denen jeder die Hilfe der Römer für sich haben wollte. Doch die 300 Talente, die von Aristobulus gekommen waren, stachen die Gerechtigkeit aus, indem Scaurus gleich nach Erhalt dieser Summe an Hyrkan und die Araber einen Herold abgehen ließ, der mit dem Zorne Roms und des Pompejus drohte, wenn sie nicht die Belagerung aufheben würden. 129 Auf das hin zog sich Aretas ganz bestürzt aus Judäa nach Philadelphia zurück, während auch Scaurus wieder auf Damaskus zurück-
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/035&oldid=- (Version vom 9.2.2020)