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den Auftrag, durch das Binnenland in Judäa einzudringen. Während nun aber die Bewohner der Seestädte Ptolemais und Sidon dem Prinzen die Thore öffneten, verweigerten ihm die einzigen Tyrier den Einlass, und so übergab er hier einem der königlichen Mundschenke, der, wie der Prinz, Pakorus hieß, eine Reiterabtheilung mit dem Befehle, den Vormarsch nach Judäa damit auszuführen, dabei aber Macht und Stellung der Feinde wohl auszukundschaften und je nach Bedürfnis die Action des Antigonus zu unterstützen.

250 (2.) Als nun die Parther den Karmel verheerend durchzogen, eilten viele Juden herbei und boten sich dem Antigonus freiwillig zur Theilnahme am bevorstehenden Einfalle in Judäa an. Antigonus sandte sie nach dem sogenannten Eichgrunde voraus, um sich dieses wichtigen Punktes zu versichern, wo denn auch die beiderseitigen Streitkräfte aufeinander stießen. Die Leute des Antigonus warfen nicht bloß den Feind zurück, sondern machten in der Hitze der Verfolgung nicht früher Halt, als bis sie vor Jerusalem standen. Nachdem sie hier Verstärkungen abgewartet hatten, drangen sie in die Stadt und ergossen sich schon bis zum Königspalast, 251 wo ihnen Hyrkan und Phasaël mit bedeutender Mannschaft die Spitze boten, so dass ein heftiger Kampf auf dem Marktplatz hin- und herwogte. Endlich schlugen die Krieger des Herodes die Feinde zurück, drängten sie im Tempel zusammen und legten sechzig Mann zu ihrer Bewachung in die dem Tempel benachbarten Häuser. 252 Das Volk aber, das gegen die Brüder Partei ergriffen hatte, überfiel ganz unerwartet diese Wachen und verbrannte sie mit den Häusern. Erbittert über ihre Ermordung, drang Herodes unter das Volk und hieb viele davon nieder. So gab es Tag für Tag Straßenkämpfe und Scharmützel, und das Morden wollte gar kein Ende nehmen.

253 (3.) Da nahte das sogenannte Pfingstfest, und das ganze Tempelgebiet, wie die übrige Stadt, begann sich mit einer Menge von Leuten zu füllen, die, meistens bewaffnet, vom Lande hereinkamen. Phasaël hütete noch immer die Mauer, Herodes aber mit einer freilich unbeträchtlichen Zahl den Königspalast. Trotzdem wagte er einen Ausfall auf die ohne Ordnung in der Vorstadt stehenden Feinde, von denen er eine Masse niederstreckte, während er alle übrigen zur Flucht zwang und zum Theil gegen die eigentliche Stadt, zum Theil gegen den Tempel, zum Theil sogar in das vor der Stadt gelegene verschanzte Lager hindrängte. 254 Unter diesen Umständen stellte nun Antigonus das Ansuchen, den Pakorus als Friedensmittler in die Stadt hineinzulassen. Phasaël ließ sich wirklich dazu bereden, den Parther mit 500 Reitern in die Stadt aufzunehmen und bewirtete

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/058&oldid=- (Version vom 4.5.2017)