angezündet wurden. Die Soldaten waren weder für das Mitleid mit den Kleinen noch für die Ehrfurcht vor dem grauen Haare zugänglich, 497 kein Alter entgieng ihrem blutigen Wüthen, so dass der ganze Stadttheil nur eine einzige Blutlache war, in der sich 50.000 Leichen häuften! Nicht einmal der Rest wäre verschont geblieben, wenn er nicht zu flehentlichen Bitten seine Zuflucht genommen hätte, worauf Alexander aus Mitleid mit ihnen die römischen Soldaten aus dem Judenquartiere zurückrief. 498 An strammen Gehorsam gewöhnt, ließen die Römer auf den ersten Wink von der blutigen Arbeit. Schwieriger aber gestaltete sich die Abberufung des alexandrinischen Pöbels zufolge seines riesigen Judenhasses, so dass man ihn selbst von den Leichen nur mit harter Mühe zurücktreiben konnte.
499 (9.) Solcherweise verlief das blutige Drama von Alexandrien. Da nun die Juden bereits an allen Orten als erklärte Feinde galten, glaubte auch Cestius nicht länger mehr den stillen Beobachter machen zu dürfen. 500 Er nahm von Antiochien die zwölfte Legion in ihrer vollen Stärke und je 2000 Mann Kerntruppen aus den übrigen Legionen, dann sechs Cohorten anderes Fußvolk und vier Reitergeschwader. Dazu kamen noch die von den Königen beigestellten Bundestruppen, und zwar von Antiochus 2000 Reiter mit 3000 Fußgängern, sämmtlich Bogenschützen, von Agrippa ebensoviele Fußtruppen, aber etwas weniger Reiterei, 501 von Soämus endlich, der ebenfalls Heeresfolge leistete, 4000 Mann, von denen die Reiterei nur den dritten Theil ausmachte, den größten Theil aber die Bogenschützen. Mit dieser Macht marschierte Cestius zuerst nach Ptolemais. 502 Sehr beträchtliche Hilfsvölker hatten sich auch aus den Städten um ihn geschart, die allerdings, was kriegerische Erfahrung angieng, den Berufssoldaten nicht gewachsen waren, aber durch ihr kriegerisches Feuer und ihren Hass gegen die Juden die Lücken ihrer militärischen Kenntnisse ersetzten. Agrippa hatte sich ebenfalls in Person bei Cestius eingefunden, um dem Heere die Wege zu weisen und sonstige gute Rathschläge zu ertheilen. 503 Seinen ersten Angriff richtete Cestius mit einem Theile seiner Streitmacht gegen eine feste Stadt Galiläas, namens Chabulon, die den Zunamen „die volkreiche“ hatte und an der Grenze des jüdischen Gebietes gegen Ptolemais hin gelegen war. 504 Er traf sie von Menschen ganz entblößt, da sich die Einwohner sämmtlich in die Berge geflüchtet hatten, wohl aber angefüllt mit jeder Art von Kostbarkeiten. Während er die letzteren den Kriegern zur Beute überließ, befahl er, die Stadt, obschon sie Paläste von einer ihm selbst imponierenden Schönheit und einer ähnlichen Bauart, wie die zu Tyrus, Sidon und Berytus hatte, in Asche zu legen. 505 Hierauf streifte er die Gegend ab, plünderte, was er
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/214&oldid=- (Version vom 18.8.2016)