Unbekannt: Dresdener Kunstausstellung 1816 | |
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wo die Breite der Welt und Natur zurück, der Mensch aber mit seinem Seyn und Thun hervortritt. Vieles begegnet uns hier in Abbildern wieder gegeben, bei deren Urbildern wir oft früher gern verweilten, der Künstler Erfindsamkeit, Innigkeit, Sinn und fertige Behandlung bewundernd. Gewiß lasten Sie sich gern an Guido Reni’s Ecce homo, Correggio’s Magdalene durch Fräulein Therese von Winkel, an Cignani’s Joseph und Potiphara von Rentzsch, Annib. Caracci’s Christus von Renner, Luca Giordano’s Himmelfahrt Mariä vom Hofschauspieler Geier erinnern. Das letztere Urbild sahen Sie einst auch in Leipzig bei dem Besitzer, Herrn Lampe, und Sie werden dieß Abbild sehr treu und fleißig finden. Madonna im ätherblauen Gewand über dem Monde, von Legionen Engeln umgeben, Lilien und Rosen zu ihren Füßen. Eine herrliche Dichtung mit Größe, Anmuth und Würde entworfen und ausgeführt – wer würde dem begeisterten Künstler und seinem Nachtreter nicht danken?
Doch wir wollen an diesen Copien in Oel, Kreide, Sepie u. s. w. vorühergehen und dem liberalen Sinn der Vorsteher der Akademie, wie ihrem Urtheile, Gerechtigkeit widerfahren lassen. Es ist in Zeiten, wie den unsrigen, stets rührend und erfreulich zu sehen, wie junge talentvolle Gemüther an jenen Meisterwerken sich versuchen, kräftigen und bilden. Sie sind gleichsam die Vorarbeiten und Studien zu dem, was nun gereiftere Meister, eigener Kraft vertrauend und geübtem Sinn, ja gewonnene Fertigkeit in und für Form kundgebend aus den Tiefen der Kunst- und Menschenwelt herauffördern. Auch hier treten wer gar manchem Schätzbaren entgegen, größtentheils von Meistern der Akademie dieses blühenden, von der
Unbekannt: Dresdener Kunstausstellung 1816. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1816, Seite 660. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1816_Seite_655-665.djvu/7&oldid=- (Version vom 8.9.2024)