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wurde, beweist der Zusatz „aus der Kunstkammer“ hinter 284 Bildern des ersten Galerie-Inventars von 1722. Doch werden die meisten dieser Bilder erst nach dem Regierungsantritt August des Starken (1694) erworben worden sein, so dass auch ihre Erwerbung genau genommen der zweiten Epoche der Galerie angehören würde. Immerhin mögen sie, da wir den Zeitpunkt ihrer Erwerbung nicht genau nachweisen können, schon an dieser Stelle besprochen sein. Auch unter ihnen befanden sich immer noch auffallend wenig Werke von Bedeutung. Die italienischen Bilder waren fast alle unecht und sind mit Ausnahme der „Justitia“ des Simone Pignoni (N. 507), der dem Caravaggio zugeschrieben gewesenen Madonna (N. 106) und der „Ehebrecherin“ nach Lotto (N. 197) auch nicht mehr in der Galerie erhalten.

Von den deutschen Bildern aber befand sich seit 1687 Dürer’s Wittenberger Altar (N. 1809), befanden sich nunmehr fast alle besten Bilder Kranach’s, eine bedeutende Reihe der Frucht- und Blumenstücke Mignon’s, Elsheimer’s „Judith“ (N. 1975), Jos. Heinz’ „Ecce homo“ (N. 1973), und das Selbstbildniss des Chr. Paudiss (N. 1995) in der Kunstkammer; und wenn von den niederländischen Meistern des 17. Jahrhunderts auch die bedeutendsten, wie Rubens, Rembrandt und Ruisdael, noch nicht vertreten waren, dagegen die zu Anfang des XVIII.[WS 1] Jahrhunderts lebenden Maler, wie Jakob Toorenvliet und Arnold van Boonen, die Mehrzahl bildeten, so fehlten ihr doch keineswegs einzelne Bilder von Meistern wie G. van Coninxloo (N. 857), Joach. Beukelaar (N. 831), Jan Brueghel (N. 883 und 891), Dav. Teniers d. j. (N. 1073), Ger. Dou (N. 1714), A. v. d. Velde (N. 1656), Jan Both (N. 1271), N. Berchem (N. 1488), F. v. Mieris (N. 1740) und Ph. Wouwerman (N. 1419 und 1451).

Uebrigens blieb die Kunstkammer, obgleich ihre alten Räumlichkeiten 1701[WS 2] ein Raub der Flammen wurden, auch nach der Begründung der Galerie (1722) bestehen; im Kunstkammer-Inventar von 1741 stehen noch eine Anzahl von Bildern verzeichnet, zu denen besonders die schwächeren Werke der Kranach und ihrer Werkstatt gehören, welche sich heute in der Galerie befinden, ihr damals aber noch nicht übergeben waren.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Druckfehlerberichtigung siehe Druckfehler: Seite 3 Zeile 16 von unten lies des XVIII. Jahrhunderts statt „des Jahrhunderts.“
  2. Druckfehlerberichtigung siehe Druckfehler: Seite 3 Zeile 7 von unten lies 1701 statt 170.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)