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Köpfe, liegen hier umher. Die Heilige kniet, nach rechts gewandt, in der Mitte, bereit den Todesstreich von dem hinter ihr stehenden Henker zu erdulden. Links Wachen und Zuschauer; im Hintergrunde eine feste Stadt. Bezeichnet links unten 1506. L. C.

Lindenholz; h. 1,26; br. 1,39½. – Zuerst im Katalog von 1835 als „unbekannt.“ Bei H. als Jugendwerk Kranach’s d. ä., worauf die Bezeichnung zu deuten scheint. Die Malweise dieses und des folgenden Bildes weist jedoch durchaus nicht auf Kranach hin. Den Aufschluss geben zwei andere Exemplare des Gesammtaltars. Das eine derselben befindet sich in der Kirche zu Tempelhof bei Berlin. Dieses trägt die Bezeichnung Daniel Fritsch aus Torgau 1596 (vergl. Waagen, Bemerkungen, S. 39), zugleich aber nach Scheibler (Dr. Not.) auch die Bezeichnung unseres Bildes. Es scheint also, dass Daniel Fritsch ein sonst nicht bekanntes Jugendbild Kranach’s, gegen den die Composition auch nicht sprechen würde, bearbeitet und mehrfach wiederholt hat. Ein drittes vollständiges Exemplar befindet sich nämlich im „Gothischen Hause“ zu Wörlitz, und dieses trägt die Bezeichnung D . F . 1586 . (Scheibler, Dr. Not.).

Drei weibliche Heilige. 1961. (1906.) P 1.

Links die heilige Barbara mit Kelch und Hostie, in der Mitte die heilige Ursula mit dem Pfeil, rechts die heilige Margaretha mit dem Drachen. Hinten eine Bergveste.

Lindenholz; h. 1,24½; br. 0,66½. – Zuerst im Katalog von 1835. – Es ist einer der Flügel zu dem so eben besprochenen Mittelbilde N. 1960. Der andere Flügel befand sich unter dem irrigen Namen Hans Baldung Grien in der Sammlung Speck-Sternburg zu Leipzig. – Im übrigen vergleiche alle Bemerkungen zur vorigen Nummer.


E. Niederdeutsche Meister des XVI. Jahrhunderts.

Der Meister des Todes Mariä.

Geburts- und Sterbedaten unbekannt. Thätig zu Köln um 1515 bis 1530. Schüler des Jan Joest von Kalkar. Möglicherweise, wie der letztere selbst, ein Niederländer von Geburt, jedoch vom grössten Einflusse auf die weitere Entwickelung der niederrheinischen Schule, zu der wir ihn seiner hauptsächlich in Köln nachweisbaren Thätigkeit wegen bis auf weiteres zählen. Seinen Namen führt er als Urheber zweier Darstellungen des Todes Mariä (im Museum zu Köln und in der Pinakothek zu München).

Früher wurde er irriger Weise mit Jan van Scorel (oben N. 844), später eine Zeit lang mit Jan Joost von Kalkar identificirt. Vergl. des Verfassers Ausführungen in der „Gesch. der Malerei“ II, S. 492–496. Ganz neuerdings haben A. v. Wurzbach und H. Semper abermals versucht ihn mit Jan van Scorel zu identificiren. Vergl. jedoch

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 622. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/654&oldid=- (Version vom 6.9.2023)