Seite:Kehrein Franz Bonn.djvu/14

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein Minister, der um des glänzenden Gehaltes willen seine heiligsten Ueberzeugungen preisgibt – sie sind Sklaven des Goldes. Der Schriftsteller, der, um der Menge zu gefallen, die hehre Gabe des Geistes entweiht; der Wucherer, der den Hunger Anderer zu seiner Nahrung macht; der untreue Diener, der seinen Herrn bestiehlt; der Arzt, der gewissenlos Gesunde krank macht, ohne Kranke gesund machen zu können – Alle dienen blind dem Ungeheuer, das ich, Gott sei Dank, so lange ich lebe, hasse von Herzensgrund. Und wie lohnt der Tyrann diese Dienste? Nicht Einen beglückt er, den Reichen nicht ausgenommen. Sorge, Verbrechen und Schande sind Aller Antheil. Seine Gunst ist wandelbar, und bliebe sie Einem erhalten bis an’s Ende – er duldet neben sich keine Herrschaft; die er beherrscht, will er ganz beherrschen, und wenn er sie genug gepeitscht und gequält, dann wirft er sie weg oder er versteinert ihr Herz. Fluch ihm – dreifacher Fluch! Glücklich und frei ist nur, wer ihn verachtet und mit frommem Herzen und reinem Sinne seinem Gott dient. Der Mammon soll keine Herrschaft über uns gewinnen, so lange wir athmen! Versprechen Sie mir das, lieber Demetrius! Und tritt einmal der Versucher an Sie heran, dann denken Sie an das, was ich Ihnen jetzt gesagt habe und seien Sie stark. Wenn es Ihnen auch jetzt noch wunderlich vorkommen mag, es kommt die Stunde – und wäre es die letzte Ihres ganzen Lebens – in der Sie erkennen werden, daß der alte Krümmler Recht hat“ …

Mit geschickter Hand und bühnenkundigem Effekt gelang es dem Dichter die epische Dichtung „Gundel vom Königssee“ zu dramatisiren.[1] Das Stück ging am 11. Mai


  1. „Gundel vom Königssee. Oberbayerisches Volksschauspiel in 4 Aufzügen nach der gleichnamigen epischen Dichtung von Julius Grosse (zuerst Leipzig 1864) für die Bühne bearbeitet von Franz Bonn“. München bei Braun und Schneider (1879) 84 S. 8°. – Ein anderes Stück: „Die Kräuterlisi“ bewegt sich mehr auf dem Boden der Gelegenheitsdichtung, machte aber ebenfalls entschieden Glück. Ferner schuf Bonn in seiner „Tante Blaubart“ ein Volksstück der besten Art und errang auch mit dem Weihnachtsmärchen „Die Wunderglocke“, das er im Verein mit Franz Bertram dichtete, sowohl in Dresden wie in München die schönsten Erfolge.
Empfohlene Zitierweise:
Joseph Kehrein: Der bayerische Dichter Franz Bonn. In Commission der Literarisch-artistischen Anstalt, München 1881, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kehrein_Franz_Bonn.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)