Seite:Kehrein Franz Bonn.djvu/3

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Vorbild schon zum Untergang neigte, wo die erste Begeisterung durch die allzueilig nachfolgende „Sigelinde“ und das „Märchen“ wieder abgekühlt und ernüchtert war. So blieb die erwartete Wirkung aus, obwohl der „Wolfram“ viele gute Lieder-Perlen enthielt.

Auch über dem kleinen Epos „Schott von Grünstein“, angeblich „nach einer Rheinsage erzählt“ (Stuttgart 1855 bei Gebrüder Scheitlin 127 S. 12°) schimmerte kein glücklicheres Schicksal, obwohl eine kritische Stimme in der Augsburger Postzeitung vom 28. Oktober 1855 (Beilage Nr. 246) in dieser Dichtung „dem Wesen nach wirklich erreicht und gegeben fand, was von Redwitz vergeblich angestrebt und gefehlt worden sei“. Die kurzen wohlgereimten Verspaare erinnern theilweise an Kinkels „Otto der Schütz“; die Idee, daß durch Entsagen die Treue sich bewähre und die Liebe lohne, schien wieder ächt amaranthen.

Indessen war das nur die eine Seite unseres Poeten; die andere gestaltete sich rein polemischer Art. Das Bewußtseyn, einer Coterie gegenüber zu stehen, welche jeden nicht zum Bunde gehörenden Neuling im voraus abwies; der Unmuth, diese undurchdringliche Phalanx von Leuten gebildet zu sehen, welche die hohe Himmelsgabe auf das schnödeste mißbrauchten; der Zorn über die völlig verzerrte Natur, womit diese Herren in der Welt ungebührliches Glück machten und mit Reimgeklingel und leerer Bilderjagd ihren Wahnwitz methodisch und musterhaft fixirten: das Alles kochte über in den „Lavagluthen“, womit der Dichter unter der Maske eines „Freiherrn von Rachwitz“ an den als Dedication vorausgesetzten Berühmtheiten eine witzige Rache vollzog. Die „Lavagluthen“ erschienen zuerst theilweise in den Münchener „Fliegenden Blättern“ (Nr. 366 und 367), sodann sämmtlich in dem 1854 bei Herder in Freiburg ausgegebenen poetischen Taschenbuch „Aurora“[1]. In dem


  1. Vgl. hierüber Histor.-pol. Blätter 1855. XXXV. Bd. S. 152 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Joseph Kehrein: Der bayerische Dichter Franz Bonn. In Commission der Literarisch-artistischen Anstalt, München 1881, Seite 595. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kehrein_Franz_Bonn.djvu/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)