ist ein elender Palast, ihr seyd auch keine Königskinder, ihr seyd unehrliche Kinder.“ Wie das die jungen Zaunkönige hörten, wurden sie gewaltig bös, und schrien „nein, daß sind wir nicht, unsere Eltern sind ehrliche Leute; Bär, das soll ausgemacht werden mit dir.“ Dem Bär und dem Wolf ward angst, sie kehrten um, und setzten sich in ihre Löcher. Die jungen Zaunkönige aber schrien und lärmten fort, und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie „wir essen kein Fliegenbeinchen, und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausmacht ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht, denn der Bär ist da gewesen, und hat uns gescholten.“ Da sagte der alte König „seyd nur ruhig, das soll ausgemacht werden.“ Flog darauf mit der Frau Königin dem Bären vor seine Höhle, und rief hinein „alter Brummbär, du hast meine Kinder gescholten, das soll dir übel bekommen, das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen.“ Also war dem Bären der Krieg angekündigt, und ward alles vierfüßige Gethier berufen, Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trägt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt; nicht allein die Vögel groß und klein, sondern auch die Mücken, Hornissen, Bienen und Fliegen mußten herbei.
Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der kommandierende General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Wald, wo der Feind sich versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt auf den Baum, wo die Parole ausgegeben wurde. Da stand der Bär, rief den Fuchs vor sich, und sprach
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1837). Dieterich, Göttingen 1837, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder-_und_Haus-M%C3%A4rchen_1837_Band_2.djvu/109&oldid=- (Version vom 1.8.2018)