Am folgenden Tag bekam das zweite Kind auch Lust in den Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel größer Stück Pfannkuchen und Brot mit. Es ergieng ihm nun gerade wie dem ersten Kinde. Abends kam es in das Hüttchen des heil. Joseph, der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, sprach er gleichfalls zu ihm „ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen.“ Da antwortete das Kind „iß als mit.“ Als ihm danach der heil. Joseph sein Bett anbot, und sich aufs Stroh legen wollte, antwortete es „nein, leg dich als mit ins Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.“ Der heil. Joseph nahm es auf den Arm, und legte es ins Bettchen, und legte sich ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil. Joseph suchte, war er verschwunden, aber hinter der Thüre fand es ein Säckchen mit Geld, das war händelang, und darauf stand geschrieben es wäre für das Kind, das heute Nacht hier geschlafen hätte. Da nahm es das Säckchen, und lief damit heim, und brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon für sich.
Nun war die älteste Tochter neugierig geworden, und wollte den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch Käse dazu. Abends fand sie den heil. Joseph in seinem Hüttchen gerade so, wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus fertig war, und der heil. Joseph sprach „ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen,“ antwortete das Mädchen „warte, bis ich satt bin, was ich dann über lasse, das sollst du haben.“ Es aß ober beinah alles auf, und der heil. Joseph mußte das
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1837). Dieterich, Göttingen 1837, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder-_und_Haus-M%C3%A4rchen_1837_Band_2.djvu/378&oldid=- (Version vom 1.8.2018)