Mantel gefunden, wenn er den umhienge, so wär er unsichtbar; der dritte aber sprach er hätte ein Pferd gefangen, mit dem könnte man den gläsernen Berg hinaufreiten. Da sprach der Mann „für die drei Sachen will ich euch etwas geben, Geld habe ich zwar nicht, aber andere Dinge, die noch mehr werth sind: doch muß ich sie vorher probieren, damit ich sehe ob ihr auch die Wahrheit gesagt habt.“ Da ließen sie ihn aufs Pferd sitzen, hiengen ihm den Mantel um, und gaben ihm den Stock in die Hand, und wie er das alles hatte, konnten sie ihn nicht mehr sehen. Da gab er ihnen tüchtige Schläge, und rief „nun, ihr Bärenhäuter, seyd ihr zufrieden?“ Dann ritt er den Berg hinauf, und als er oben vor das Schloß kam, war es verschlossen; da schlug er mit dem Stock vor die Thür, gleich sprang sie auf, und er gieng hinein, und gieng die Treppe hinauf oben in den Saal, da saß die Jungfrau, und hatte einen goldenen Kelch mit Wein vor sich stehen. Sie konnte ihn aber nicht sehen, weil er den Mantel um hatte. Und als er vor sie kam, zog er den Ring, den sie ihm gegeben hatte, vom Finger, und warf ihn in den Kelch daß es klang. Da rief sie „das ist mein Ring, so muß auch der Mann da seyn, der mich erlösen wird.“ Sie suchten im ganzen Schloß, und fanden ihn nicht, er war aber hinaus gegangen, hatte sich aufs Pferd gesetzt, und den Mantel abgeworfen. Wie sie nun vor das Thor kamen, sahen sie ihn, und schrien vor Freude; und er stieg ab, und nahm die Königstochter in den Arm, da küßte sie ihn, und sagte „jetzt hast du mich erlöst.“ Darauf hielten sie Hochzeit, und lebten vergnügt mit einander.
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1837). Dieterich, Göttingen 1837, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder-_und_Haus-M%C3%A4rchen_1837_Band_2.djvu/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)