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Dies träumte mir.

Dann ging eine Zeit vorüber.

Ich saß nicht müßig. Ich arbeitete, plagte mich, diente … ich war kräftig … mein Gott, wie kräftig war ich doch! So lebte ich dahin und kannte keine Not. Nur litt es mich nicht lange an einem Orte. Immerfort zog es mich irgendwohin, immerfort hätt’ ich irgendwohin wandern mögen. In die Bukowina lockte es mich. Ja, ja, dorthin, zur Heuarbeit. Zur Sommerszeit bat ich meine Schwester Thekla, mit mir dahin zu gehen, aber sie wollte nicht. Sie trat in den Dienst und blieb dort kleben, als wär’ sie dort angewachsen. Aber ich trug mich stets mit dem Gedanken, in die Bukowina hinüberzugehen; so beschlossen es die Sudjilnetzi.

Und ich ging auch hinüber.

Gewaltsam beredete ich die Schwester, und dann gingen wir mit anderen Huzulen auf Heuarbeit in den Wiznitzer Bezirk und nach Ispas. Dorthin kam Gawrissan gefahren. Er kam vom hiesigen Gebirge aus Briasa[1]; er war ein reicher Rumäne, der Aufsicht hielt über die Stallungen und Weiden des Herrn

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/122&oldid=- (Version vom 13.9.2022)
  1. Briasa: ein Huzulendorf im Hochgebirge Bukowinas.