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Ich will gehen und etwas sehen. Vielleicht etwas sehr Schönes – und auch die Stadt. Dort wohnt Herr Kuba. Vielleicht schenkt er mir eine andere Pfeife, denn – Tabak schenkt er mir bestimmt! – und bei ihm werde ich nicht bleiben, wenn’s mir nicht gefällt … Er aber fragte jeden Augenblick: ‚Bist du schon fertig, Paraska? Gehen wir doch!‘ Ich ließ alle Arbeit liegen …

Und wir gingen. Als wir an dem Berge vorüberschritten, auf dem die Schafherden Herrn Kubas und Gawrissans weideten, blies Ilija in die Schalmei. Was er blies, war schwere Sehnsucht! Ich schritt auf den Berg hinauf und – werde ihn niemals vergessen …

Da stand er, der Bär, das Haupt umgeben von dichtem, schwarzem Haar, und um ihn herum weideten weiße und schwarze Schafe. Er stand ganz allein und ‚weinte‘ in die Schalmei!

Das that er, solange er uns sah; als wir aber seinen Blicken entschwanden, sandte er uns seine Stimme zwischen die Felswände nach … ‚u–ch!‘ daß es im Herzen wiederhallte.

Damals sah ich ihn auch zum letzten Male.

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/140&oldid=- (Version vom 13.9.2022)