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Der könnte ein häßliches Wort sagen … man müßte sich schämen … vor Scham in die Erde versinken … o, besser schon bleiben!

Und warum auch nicht bleiben?

War ich denn aus eigenem Antriebe hieher gekommen? So hatten es doch die Sudjilnetzi haben wollen! Außerdem war es ja hier gar nicht schlecht. Da war ein Haus, Geld, eine Kuh … das war da … während es ein Mädchenland nirgends gab!

So überlegte ich mir und blieb.

Zur Hochzeit bereitete ich alles schön vor – Fleisch, einen Hammel, Kolatschen und Schnaps, alles, was nötig war; und ging zur Trauung.

Ich ging zur Trauung, wie bis zu den Knieen in der Erde. Warum? weiß ich bis heute nicht.

Als wir von der Trauung zurückkehrten, fanden wir die Töpfe – leer! Die Gesellschaft, die zu Hause geblieben war, hatte alles aufgegessen; oder vielleicht hatte sie es gestohlen? … Gott weiß es. Daraufhin schürzte ich die Ärmel und bereitete ein zweites Mittagsmahl, und erst diesmal war alles, wie es sich gehörte. Ich verlebte mit Jurij siebzehn Jahre. Er war ein guter Mann und schlug mich niemals. Nur

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/147&oldid=- (Version vom 13.9.2022)