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und seine Gevattern – eine ganze Gesellschaft – zu uns. Als sein Bruder mich erblickte, that er für eine Weile den Mund auf und sprach dann diese Worte: ‚Du hast gut dran gethan, Jurij, daß du dieses Mädchen gebracht hast!‘

Alle übrigen bildeten einen Kreis um mich und beredeten mich, Jurij zu heiraten. Ein Weib, welches mit Jurij in Freundschaft gelebt, reich gekleidet und die Brust ausgeschmückt mit silbernen Münzen, mit Stirnlöckchen und einem schneeweißen, teuren Handtuch am Kopfe, beredete mich am meisten dazu.

‚Nimm den Jurij zum Manne; ich werde mit dir wie eine Schwester leben.‘

Und auf alles Zureden sagte ich nur das: ‚Ohne Trauung werde ich mit ihm nicht leben.‘ Nur diese Worte hatte ich gesagt, und Jurij hörte sie. Kaum hatte er sie aber vernommen, als er auch schon nach der Mütze griff und zum Popen lief.

Jurij lief zum Popen, und ich ging im Hause und im Hofe herum und überlegte: Soll ich ihn heiraten? Oder soll ich fliehen? Gawrissan wird mich mit Freuden zurücknehmen, denn ich bin seine rechte Hand … aber dort ist auch der Schafhirt.

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/146&oldid=- (Version vom 13.9.2022)