Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/162

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unheimlich zu gehen und gar erst, als die Nacht herabkam! … Lieber will sie davon nicht reden.

Und wieder watete sie im Wasser. Böse Stellen, welche sie bei Tage vorsichtig umschritt, waren ihr jetzt gleichgültig. Sie wußte nur, daß, wenn sie im Wasser ging, sie nicht fehl ging, und daß es ihr in der Seele leichter war, wenn sie das Murmeln und Geplätscher in der schwarzen Stille hörte.

Manchmal stahlen sich die Mondstrahlen durch das Gezweig, das dicht war wie ein Netz, und spielten für kurze Augenblicke auf dem Wasser; und das war das ganze Licht, das sie sah. In solchen Momenten gewahrte sie, wie sie geradeaus auf den oder jenen scharfen Stein zuschritt, der, aus dem Wasser herausragend, tölpelhaft harrte, auf daß sie sich an ihn stoße; allein, wo dachte sie noch an den Schmerz in ihren Füßen! Die hatte sie sich schon so wund gestoßen, daß, wenn es Tag wäre, man vielleicht sehen könnte, wie ihr Blut das Wasser gefärbt …

Dann fiel sie wieder in morsche Bäume bis zur Brust. Sie hatte sich die Hand zerschunden … da, da blieb noch ein Zeichen – und als sie sich aus einem Baume herausarbeitete, da war ihr über

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/162&oldid=- (Version vom 13.9.2022)