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mitnehmen, wenn sie ginge. Wie war es möglich, in dieser Hölle zu nächtigen, wo die Teufel bei Tage mahlten? … Dann stieg ihr plötzlich alles Haar zu Berge: wenn Mitternacht kommt, wird sie ohne Licht sterben! … Ach, wie ward ihr so schwer! In ihrer Brust schien sich alles Blut angesammelt zu haben vor Weh, Zorn und Angst. Um sie herum lag schwarze Dämmerung, und etwas senkte sich wie eine Wolke herab. Aus dem Walde gähnte Finsternis – der Tod. Aber es sollte nun schon sein, wie es zu sein hatte. Es war doch immer besser, umzukehren. Wenn sie zu leben und noch Tage und Stunden vor sich hatte – würde sie alles überstehen. Bis hierher hatte sie immer Glück gehabt, vielleicht würde es sie auch jetzt nicht verlassen. Die Füße schmerzten sie; sie zitterte vor Kälte und sollte wieder ins Wasser zurück! …

Wenn doch wenigstens der Mond schiene … aber wird sie zwischen den Felswänden etwas davon haben?

Als sie wieder aus dem Felsenthor heraus war, leuchtete auch schon der Mond. Aber nun sollte sie wieder in den Wald hinein. Es war da bei Tage

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/161&oldid=- (Version vom 13.9.2022)