Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/164

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ersten Male nach seiner Tiefe umschaute, da – Gott möge jeden davor bewahren! – kitzelte sie plötzlich etwas so stark, daß sie aus vollem Halse auflachte … nein, aufschrie. Und Gott gab, daß sich dieser Aufschrei zuerst im Walde verlor … dann laut und deutlich an ihr Ohr schlug und sie wieder zur Vernunft brachte. Irgend etwas wollte ihr den Verstand nehmen: das, was sie auf dem Rücken getragen, und was sie gekitzelt. Glaubt ihr das jemand oder nicht?

Nun aber begann sie auch zu laufen!

Sie lief, lief den ganzen düsteren Weg, wie er sich zwischen den zwei Bergreihen zog, bis sie zwischen die schönen Wiesen und Weideplätze kam. Hier standen hie und da Hirtenhütten, bei denen das Vieh, in kleine Herden zusammengedrängt, nächtigte, und erst hier ward ihr leichter. Hier leuchtete der Mond ganz taghell, und hier erblickte sie die Welt.

Sie sah die Berge, wie sie sie noch zu Mittag geschaut, den Himmel, mit den heiligen Sternen besät, und einmal bellte auch irgend ein Hund, der beim Vieh wachte, und das beruhigte sie wie eine menschliche Stimme.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/164&oldid=- (Version vom 13.9.2022)