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Zu diesen kleinrussischen Romantikern gehört zunächst Ambrosius Metlynski (1814 bis 1870), dessen melodische Lieder wehmütig über den Ruinen der Vergangenheit klagen und schwärmerisch vom Ruhme des alten Kosakentums singen. In derselben Richtung bewegen sich einige Werke von Artemowski-Hulak und die Balladen von Borowikowski.

Zur höchsten Blüte entfaltete sich die kleinrussische Romantik, die kleinrussische Poesie überhaupt, in Taras Schewtschenko. Taras Schewtschenko wurde am 9. März (25. Februar) 1814 als Sohn eines Leibeigenen des Kiewer Gutsbesitzers Engelhardt geboren. Nach einer außerordentlich traurigen Kindheit – schon im Alter von 8 bis 9 Jahren wurde er Waise – wurde er im Jahre 1832 von seinem Herrn bei einem Petersburger Maler in die Lehre gegeben. Hier lenkte er die Aufmerksamkeit von Petersburger Künstlern auf sich, welche, unterstützt von dem berühmten Dichter Shukowski, im Jahre 1838 seinen Loskauf ermöglichten. Nun besuchte Schewtschenko die Akademie und wurde einer der Lieblingsschüler des Geschichtsmalers Brylow (Brüllow). Seine Thätigkeit teilte sich jedoch zwischen Malerei und Poesie. Im Jahre 1840 gab er seine erste Gedichtsammlung heraus unter dem Titel „Kobzar“ (Der Spielmann), welche ihm sofort den ersten Rang in der kleinrussischen Litteratur erwarb. Nachdem er 1844 als freier Künstler in die Heimat zurückgekehrt war, ereilte ihn dort im

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite IX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/17&oldid=- (Version vom 13.9.2022)