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anderen Welt was Gutes zu teil. Und das arme blinde Engelchen … das lächelt so lieb zu ihr … starrt mit den lichtlosen Augen nach ihr … thut, als spinne es immerfort mit ihr zusammen. O, du teure Duschinka[1]! Vielleicht erspinnst du ihr noch den Eintritt in das Himmelreich!“

„Und dann, Paraska … dann bliebt ihr allein … nicht wahr?“

„Nun ja, … ich lebte fast allein,“ erwiderte sie etwas zaghaft. „Eines Tages nahm ich noch einen Meister bei mir auf … auch wieder einen Rumänen. Er war weder alt noch jung und ein Witwer. Ich dachte: Wird er mir gut sein, wird es auch ihm gut gehen; wird er aber irgend ein Übel auf den Mund küssen, so wird sich für ihn auch eine Thür im Hause finden.“

„Wie könnt ihr nur so gleich den ersten besten Mann ins Haus nehmen?“ fragte die Frau vorwurfsvoll. „Habt ihr denn keine Furcht? So ein alleinstehendes Weib wie ihr … und noch dazu nicht mehr so stark!“

Ihre Augen leuchteten auf, und ein fröhliches

  1. Seelchen, Herzchen.
Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/173&oldid=- (Version vom 13.9.2022)