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Hälsen alter Schafe und Ziegen, und Pfiffe und Rufe der Hirten, durch die sie beisammengehalten werden.

Plötzlich befand sie sich bei Gawrissan.

Sie ging mit Jurij und seinem Kameraden, ging vorbei an dem Berge, auf dem die Schafherden Herrn Kubas und Gawrissans weideten. Dort befand sich der Schafhirt Ilija. Er stand in der Wiese am Walde mit seinem dichten, langen Haare, stand allein zwischen weißen und schwarzen Schafen, die aus dem Grase ganz klein erschienen, und weinte in die Schalmei.

Wie weinte er so schwer! Die Stimme der Schalmei tönte sehnsüchtig zwischen den Bergen, traurig und so gedehnt – ach Gott! und ihr war’s im Herzen, als ginge sie in den Tod. So schwer war es ihr – sie wußte nicht, weshalb!

Dann verstummte die Schalmei. Seine Stimme hatte sich irgendwo zur Erde gelagert, und rings um sie legte sich auf alles eine tiefe Finsternis. – Ihrer bemächtigte sich ein Angstgefühl, und sie faßte Jurijs Kameraden an der Schulter: „Rettet mich, Mann!“ Und er sprach: „Jetzt hat dich dein Glück erlassen. Von jetzt an wirst du ohne Glück auf der Welt leben!“

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/189&oldid=- (Version vom 13.9.2022)