wir von dem Mittelpunkte des excentrischen Kreises nachgewiesen haben, — dass dann allerdings Alles, dieselben Zahlen und dieselbe Rechnung, wie vorher sich ergeben würde, während nichts weiter darin verändert würde, als die Stellung selbst; nämlich in Bezug auf die Sonne. Die Bewegung des Mittelpunkts der Erde fände dann abgetrennt für sich, und einfach um den Mittelpunkt der Weit statt, während die übrigen beiden Bewegungen auf die Sonne übertragen wären. Es bleibt deshalb noch ein Zweifel über den Mittelpunkt der Welt, weswegen wir uns darüber von Anfang an schwankend ausgedrückt haben, ob er nämlich in oder ausserhalb der Sonne liege. Ueber diese Frage werden wir bei der Entwickelung über die fünf Planeten, welche wir nach unsern Kräften ebenfalls durchführen wollen, noch mehr sagen, während wir es für genügend erachten, sichere und untrügliche Zahlen über den erscheinenden Ort der Sonne erlangt zu haben[1].
Es bleibt in Bezug auf die Sonne noch übrig, Einiges über die Ungleichmässigkeit des natürlichen Tages zu sagen, unter welcher Zeit man die Dauer von 24 gleichen Stunden versteht, und die wir bisher als das gemeinsame und zuverlässige Maass der Himmelsbewegungen angewendet haben. Einen solchen Tag bestimmen Einige als die Zeit, welche zwischen zweien Aufgängen der Sonne liegt, wie die Chaldäer und das jüdische Alterthum, Andere als die Zeit zwischen zweien Untergängen, wie die Athenienser, Andere als die Zeit von Mitternacht zu Mitternacht, wie die Römer, Andere als die Zeit von Mittag zu Mittag, wie die Aegypter. Es ist aber klar, dass in dieser Zeit die eigentliche Umdrehung der Erdkugel vollendet wird, einschliesslich dessen, was inzwischen durch die jährliche Bewegung in Bezug auf die scheinbare Bewegung der Sonne hinzukommt. Dass aber dieser Zuwachs ungleichmässig ist, beweist hauptsächlich der ungleichmässige scheinbare Lauf der Sonne, und ausserdem der Umstand, dass jener natürliche Tag von der Umdrehung um die Pole des Aequators abhängt, die jährliche Bewegung aber in der Ekliptik vor sich geht. Deshalb kann diese erscheinende Zeit kein gemeinsames und zuverlässiges Maass der Bewegung sein da weder die Tage, noch ihre Theile unverändert sich gleich bleiben; und darum war es zweckmässig einen mittleren gleichmässigen Tag aus jenem abzuleiten, durch welchen ohne Zweifel die Gleichmässigkeit der Bewegung gemessen werden kann. Da nun in dem Laufe eines ganzen Jahres 365 Umwälzungen um die Pole der Erde stattfinden, und zu diesen durch den täglichen Zuwachs wegen des scheinbaren Fortrückens der Sonne, fast eine ganze überzählige Umwälzung hinzukommt: so folgt, dass der 365ste Theil derselben Dasjenige sei, was den natürlichen Tag ausmacht. Deshalb haben
Anmerkungen [des Übersetzers]
- ↑ [35] 233) Diese Berechnung verläuft nach der Vorschrift dieses Capitels folgendermassen:
Bezeichnung der Bestimmung. Für den Anfang der Olympiaden Für den Anfang der Jahre Christi Stellen. Mittlerer Ort der Frühlingsnachtgleichen354° 44′ 5° 32′ Buch III. Cap. 11. Ort der einfachen Anomalie285° 30′ 6° 45′ ebenda Doppelte Anomalie211° 0′13° 30′ Erste Prosthaphärese0° 36′ 0° 16′ Buch III. Cap. 8 Tafel Diese Letztere zu dem mittleren Ort der Frühlingsnachtgleiche je nach dem Vorzeichen hinzugefügt, giebt den mittleren Ort der ☉ vom mittleren ♈︎355° 20′ 5° 16′ Buch III. Cap. 12. Prostaphärese des Mittelpunkts, durch die einfache Anomalie6° 53′ 30″ 0° 46′ Buch III. Cap. 24 Tafel Die dazu gehörenden Proportional-Minuten39′ 60′ ebenda Ort der jährlichen Anomalie40° 14′ 211° 14′ Buch III. Cap. 23. Diese Letztere mit der Prosthaphärese des Mittelpunkts je nach dem Vorzeichen verbunden, giebt: die ausgeglichene jährliche Anomalie33° 20′ 30″ 212° 0′Buch III. Cap. 25. Diese Letztere liefert die Prosthaphärese der Bahn0° 58′ 34″ 1° 1′ Buch III. Cap. 24 Tafel Der dazu gehörende Ueberschuss17′ 17′ ebenda Letzterer durch die Proportional-Minuten dividirt26″ 17″ ebenda Dieser Quotient zu der Prosthaphärese der Bahn addirt, giebt[WS 1] die corrigirte Prosthaphärese0° 59′ 1° 1′ 17″ ebenda Bezeichnung der Bestimmung. Für den Anfang der Olympiaden Für den Anfang der Jahre Christi Stellen. Diese corrigirte Prosthaphärese mit demoben schon gefundenen mittleren Orte der Sonne vom mittleren Frühlingsnachtgleichenpunkte, je nach dem Vorzeichen verbunden, giebt den wahren Ort der Sonne vom ersten Stern des Widders90° 279° 3′ 17″ebenda Hiermit die erste Prosthaphärese je nach dem Vorzeichen verbunden, giebt den wahren Ort der Sonne vom wahren Frühlingsnachtgleichenpunkte90° 36′ 278° 47′ 17″ ebenda Oder ♋︎ 0° 36′ ♑︎ 8° 48′ Diesem entspricht vom Aequator90° 39′ 279° 35′ Buch II. Cap. 10. Tafel Die Differenz dieser letzten Aequatorealgrade beträgt 188° 56′ Die Differenz zwischen dem mittleren Orte der Sonne und dem mittleren ♈︎ 187 3 Ueberschuss der Aequatorealgrade 1° 53′ das ist in Zeit 7m 32s,
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: gieht
Nicolaus Copernicus: Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper. Ernst Lambeck, Thorn 1879, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)