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Capitel 13.
Wie die Bewegung der Mondbreite untersucht und abgeleitet wird.

Nun muss auch die Berechnung der Bewegung der Mondbreite entwickelt werden, welche deswegen schwieriger zu finden zu sein scheint, weil sie von mehr Umständen abhängt. Denn, wie wir oben gesagt haben, wenn zwei Mondfinsternisse in Allem ähnlich und gleich sind, d. h. wenn die verdunkelten Theile dieselben nördlichen oder südlichen Lagen haben, und an demselben aufsteigenden oder absteigenden Knoten stattfinden, und auch die Entfernung des Mondes von der Erde und von der grössten Abside dieselbe ist: so lässt sich wohl erkennen, dass der Mond, bei Eintritt jener Uebereinstimmung, in seiner wahren Bewegung ganze Umläufe seiner Breite zurückgelegt hat; und da der Schatten der Erde ein Kegel ist, und — wenn ein grader Kegel durch eine mit der Basis parallele Ebene geschnitten wird — der Schnittkreis kleiner in grösserer, grösser in kleinerer und folglich gleich in gleicher Entfernung von der Basis ist: so wird auch der Mond in gleichen Entfernungen von der Erde gleiche Schattenkreise passiren und uns bei den Beobachtungen gleiche Scheiben seiner selbst darbieten. Hieraus folgt, dass der Mond, wenn er an derselben Stelle und in gleicher Entfernung von dem Mittelpunkte des Schattens um gleiche Theile hervorragt, uns seiner gleichen Breite versichert, woraus geschlossen werden muss, dass er, an den früheren Ort der Breite zurückgekehrt, von demselben Punkte der Ekliptik um gleiche Bogen abstehe; — namentlich wenn auch der Ort für beide Körper übereinstimmt: — denn sowohl sein eigenes Nähern und Entfernen, als auch dasjenige der Erde ändert die ganze Grösse des Schattens, und zwar in einem Maasse, welches kaum ermittelt werden kann. Jemehr also die Zeit für beide übereinstimmt, desto bestimmter können wir die Bewegung der Mondbreite erhalten, wie das schon bei der Sonne erwähnt ist. Da es aber selten vorkommt, dass man zwei in diesen Beziehungen übereinstimmende Finsternisse findet, — uns sind wenigstens bis heute keine solche begegnet, — so wollen wir zeigen, dass es auch einen andern Weg giebt, auf welchem man dasselbe erreichen kann. Wenn nämlich der Mond, während die übrigen Bedingungen bleiben, auf entgegengesetzten Seiten, und an entgegengesetzten Knoten verfinstert wird: so beweist dies, dass der Mond bei der zweiten Finsterniss an einen dem früheren diametral entgegengesetzten Ort gelangt ist, und ausser ganzen Umläufen, einen Halbkreis beschrieben hat. Dies scheint zur Untersuchung dieses Gegenstandes auszureichen. Wir haben nämlich zwei Finsternisse gefunden, welche diesen Bedingungen nahe kommen: die Erste, im 7ten Jahre des Ptolomäus Philometor, welches das 150ste Alexanders war, nachdem, wie Claudius[1] sagt, 27 Tage des siebenten ägyptischen Monats Phamenoth verstrichen war, in der Nacht, auf welche der 28ste folgte. Der Mond wurde vom Anfange der 8ten Stunde bis zum Ende der 10ten Stunde in nächtlichen Zeitstunden Alexandriens, im Maximum um 7 Zoll des Monddurchmessers von Norden

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. [46] 314) Almagest VI. 5.