Beobachtungsortes 54° 19′, welche mit der Declination des Mondes zusammen den wahren Abstand vom Zenith zu 82° ergiebt. Folglich kamen die übrigen 50′ auf die Parallaxe, welche nach der Ueberlieferung des Ptolemäus 1° 17′ hätte sein müssen. Die zweite Beobachtung haben wir wieder an demselben Orte angestellt im Jahre Christi 1524 den 7ten August nach Ablauf von 6 Stunden Nachmittags, und durch dasselbe Instrument den Mond um 81° 55′ vom Zenith entfernt gefunden. Es waren also vom Anfange der Jahre Christi bis zu dieser Stunde 1524 ägyptische Jahre 234 Tage 18 scheinbare Stunden, welche auch 18 gleichmässige Stunden waren, verflossen. Nun war der Ort der Sonne nach der Berechnung in 24° 14′ des Löwen, die mittlere Bewegung des Mondes von der Sonne 97° 6′, die gleichmässige Anomalie 242° 10′, die ausgeglichene 239° 40′, die zu der mittleren Bewegung hinzuzuaddirende Prosthaphärese nahe 7°. Also war der wahre Ort des Mondes in 9° 39′ des Schützen. Die mittlere Bewegung der Breite betrug 193° 19′, die wahre 200° 17′, die südliche Breite des Mondes 4° 41′, die südliche Declination 26° 36′, welche mit der Breite des Beobachtungsortes, nämlich 54° 19′, als Zenithdistanz des Mondes 80° 55′ ergiebt; die scheinbare Zenithdistanz war aber 82°, also kam der Ueberschuss von 1° 5′ auf die Parallaxe des Mondes, welche nach Ptolemäus und der Meinung der Früheren 1° 38′ hätte sein müssen, weil das harmonische Verhältniss, welches aus ihrer Annahme folgt, dies verlangt.
Hieraus ergiebt sich nun, wie gross die Entfernung des Mondes von der Erde ist, ohne welche kein bestimmtes Verhältniss der Parallaxe angegeben werden kann, denn Beide stehen in Wechselbeziehung, und dies erklärt sich folgendermaassen.
Es sei ein grösster Kreis der Erde, ihr Mittelpunkt, um welchen noch ein zweiter Kreis beschrieben werde, im Verhältniss zu welchem die Erde eine merkliche Grösse habe, dieser sei und sei der Pol des Horizontes. In stehe der Mittelpunkt des Mondes, dessen bekannte Zenithdistanz sei. Nun war also der Winkel bei der ersten Beobachtung 82° 50′ und nach der Berechnung nur 82°, also ihre Differenz = 50′, welche auf die Parallaxe kamen. In dem Dreiecke sind die Winkel gegeben, und also auch die Seiten. Wegen des gegebenen Winkels nämlich enthält die Seite 99219 solcher Theile, von denen der Durchmesser des dem Dreiecke umschriebenen Kreises 100000 enthält, und 1454, was für nahezu 68 solcher Theile ergiebt,
Nicolaus Copernicus: Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper. Ernst Lambeck, Thorn 1879, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/257&oldid=- (Version vom 4.4.2019)