Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/366

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Winkel geneigt sind. Diese Veränderung richtet sich aber nach den Oertern und den Bewegungen der Erde in ihrer Bahn. Wie nun die drei oberen: Saturn, Jupiter und Mars sich nach etwas anderen Gesetzen in Hinsicht der Länge bewegen, als die übrigen Beiden: so unterscheiden sie sich auch in der Bewegung der Breite nicht wenig. Es ist daher zuerst untersucht worden, wo bei Jenen die äussersten Grenzen der nördlichen Breite liegen, und wieviel die Abweichung beträgt. Ptolemäus fand dieselben[1] beim Saturn und Jupiter im Anfange der Waage, beim Mars aber im Ende des Krebses, nahezu im Apogeum des excentrischen Kreises. Zu unsern Zeiten haben wir diese nördlichsten Grenzen gefunden beim Saturn in 7° des Skorpion, beim Jupiter in 27° der Waage, beim Mars in 27° des Löwen, und um so viel haben auch bis zu unsrer Zeit die Apogeen sich geändert, denn die Neigungen der Planeten-Bahnen und ihre Hauptpunkte der Breiten folgen derselben Bewegung. Von diesen Grenzen nach mittlerer oder erscheinender Bewegung um Quadranten ihrer Bahnen abstehend, scheinen sie keinerlei Abweichungen in der Breite zu machen, wo auch immer die Erde grade dann stehen möge. In diesen mittleren Abständen erkennt man also, dass sie in den gemeinsamen Schnittpunkten ihrer Bahnen mit der Erdbahn stehen; nicht anders als der Mond in den Schnittpunkten seiner Bahn mit der Ekliptik. Diese Schnittpunkte nennt Ptolemäus[1] Knoten, und zwar den aufsteigenden den, wo der Planet in die nördliche, den absteigenden den, wo derselbe in die südliche Hälfte übergeht. Nicht als ob die Erdbahn, welche immer in der Ebene der Ekliptik bleibt, für jene irgend eine Breite herbeiführte; sondern jede Breiten-Abweichung rührt von den Planeten selbst her, und dieselbe ändert sich am meisten in denjenigen Punkten, in denen die Planeten, bei ihrer Opposition mit der Sonne oder bei ihrer mitternächtlichen Culmination, für die sich nähernde Erde immer eine grössere Abweichung zeigen, als bei irgend einer andern Stellung der Erde; und zwar im nördlichen Halbkreise nach Norden, und im südlichen Halbkreise nach Süden; und dieser Unterschied ist grösser, als es das Nähern oder Entfernen der Erde erfordert. Aus diesem Umstande erkennt man, dass die Neigungen jener Bahnen keine feststehenden sind, sondern durch schwankende, den Kreisbewegungen in der Erdbahn commensurable Bewegungen sich verändern, wie etwas weiter unten besprochen werden soll. Venus aber und Merkur scheinen in etwas anderer Weise in der Breite abzuweichen, jedoch in einer bestimmten Abhängigkeit von der grössten, der kleinsten und den beiden mittleren Absiden. Denn in den mittleren Entfernungen, wo nämlich die Linie der mittleren Bewegung der Sonne, von der grössten und kleinsten Abside der Planeten um Quadranten absteht, und die Planeten selbst als Morgen- oder Abendsterne von derselben Linie der mittleren Bewegung der Sonne um Quadranten ihrer eigenen Bahnen entfernt sind, fand man an ihnen keine Abweichung von der Ekliptik, woraus man erkannte, dass die Planeten dann in der gemeinsamen Schnittlinie ihrer Bahnen und der Ekliptik standen. Diese Schnittlinie bewegt

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. a b [63] 468) Almagest XIII. 1.