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in Oxford (nach Coxe’s Catalog p. 57.). Copernicus lässt Prophatius 230 Jahre später schreiben, also um 1300. Das Werk, von welchem Copernicus spricht sind die Tafeln (d.h. der sogenannte Almanach), in deren Vorrede Jacob b. Machir selbst den Zarkali um 400 der Flucht leben lässt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass hier nur das Jahrhundert angegeben ist, und die Zehner und Einer fehlen. Dieser Almanach hat zur Radix das Jahr 1300. Es ist wohl nicht nöthig, auf die beiden Werke des Prophatius einzugehen, welche astronomische Instrumente behandeln, nämlich eines, aus dem Arabischen übersetzt, (wahrscheinlich von Ahmed Ibn al Saffar), das andere, seine eigene Erfindung des Quadranten; obwohl beide in lateinischer Uebersetzung existiren, da ich glaube, dass Copernicus den Almanach, oder eine daraus entnommene Notiz, vor sich hatte. Ueber die Handschriften des Almanach müssen noch Untersuchungen angestellt werden, da die Angaben der Bibliographen wenig Werth haben, und noch eine Uebersetzung des arabischen Werkes von Ibn el Heithem in Betracht kommt. Ich kenne aus Autopsie die Bodlejanische Handschrift des hebräischen Originals dieser Tafeln. Ferner habe ich den Anfang des lateinischen Cod. Bodl. 464, verglichen mit Cod. Rawlinson C. 117 (Canones Almanach Profacii Judaei), copirt erhalten, und daher die Identität der Tafeln mit dem Almanach erkannt. Was endlich die Ziffern für die Schiefe der Ekliptik betrifft, so habe ich schon im Allgemeinen im Artikel „Jüdische Literatur“ in der Encyklopädie von Ersch und Gruber Bd. 27, S. 439 darauf hingewiesen, dass denselben schwer zu trauen, da die Abschreiber mitunter andere Zahlen substituirt haben. In der englischen Uebersetzung jenes Artikels, welche Mr. Spottiswoode in London veranstaltete und 1857 erschien, habe ich p. 186 Folgendes geschrieben: The obliquity of the ecliptic staded by Albatani, Ibn Ezra (Mitte des 12ten Jahrh.) and Levi ben Gerson (schrieb 1330—1340 ein originelles astronomisches Werk, welches hebräisch in Paris sich befindet und von Munk den Fachmännern empfohlen ist) as 23° 33′ is reduced by Prophatius to 23° 32′. Meine Quelle für Batani, Ibn Esra und Levi war das 1521 in Paris gedruckte Werk: De motu octavae sphaerae von Augustinus Ricius (Schüler des Abraham Zakul) Blatt 36. b., ob auch für Prophatius? bin ich nicht sicher, vermuthe es jedoch, da ich die Notiz zugleich geschrieben, und es die Tendenz des Ricius ist, auf solche Aenderungen astronomischer Bestimmungen hinzuweisen, obwohl sein eigenes Thema die Präcession der Nachtgleichen ist.“

Die obigen Worte, nach welchen Prophatius die Schiefe der Ekliptik zu 23° 32′ angegeben haben soll, stehen mit dem Texte im vollen Einklänge, während die Behauptung, als habe Albatani dieselbe gleich 23° 33′ gesetzt, dem in Anm. 87) angeführten Citate als dem Werke des Albategnius selbst, nach welchem dort die Schiefe der Ekliptik zu 23° 35′ bestimmt ist, widerspricht.

Nach einer Notiz des Herrn Curtze in der Thorner Zeitung No. 133. 1877. Juni 12 findet sich in der Bibliothek zu Upsala eine grössere Anzahl von Büchern, welche einst der Dombibliothek zu Frauenburg resp. der Jesuiten-Bibliothek zu Braunsberg angehört haben, und alle die Inschrift Liber Bibliothecae Varmiensis tragen, unter diesen führt der genannte Herr unter No. 10 an: „Ein Band, der der „Jesuiten-Bibliothek zu Braunsberg gehörte, in seinen älteren Theilen aber schon aus der Bibliothek fratrum minorum in Braunsberg stammt; die neueren Bestandtheile sind erst nach des Copernicus Tode hineingekommen. Darin ist aber eine Pergament-Handschrift des Almanach Prophatii Judei von 1302, die Copernicus sehr wohl benutzt haben kann, der den Prophatius mehrfach in seinem Werke erwähnt.“ Meine Bemühungen, eine authentische Abschrift der in dieser Handschrift sicher zu findenden Angabe des Prophatius über die Schiefe der Ekliptik zu erhalten, sind leider ohne Erfolg geblieben.

In Zedler’s Universal-Lexicon Theil 29. S. 842. wird über Prophatius gesagt, dass er ein Rabbiner in Montpellier war, und nach Christmann Astronom, illustr. und Riccius in Praef. ad Almagestum Ptolemaei, ingleichen Lucas Gauricus in seiner Rede de laudibus Astronomiae, im 13ten Säculo geblüht habe, und dass sich König Alfons X, der Weise, von Castilien (1252—1284), als er seine Tabulae Alfonsinae verfertigt, desselben stark bedient habe. Von seinen Schriften, welche aber noch alle ungedruckt liegen, befinden sich:

1, Verschiedene in der Vatican. Bibl. zu Rom in lat. Sprache,
2, Tract. de quadrante, in der Paduanischen Bibl.
3, Tabulae, in der Bodlej. Bibl.
4, Tract. de eclipsi solis et lunae und
5, Canones super Almanach, in der Bodlej. Bibl.

Nach den oben mitgetheilten Notizen des Herrn Steinschneider würden die Nummern 3 und 5 identisch und diejenige Schrift sein, aus welcher Copernicus die Angabe über die Schiefe der Ekliptik geschöpft hat. Ueber Prophatius sehe man die neuerdings erschienene Abhandlung: Prophatii Judaei Montpessulani (a. 1300) Prooeminum in Almanach adhuc ineditum e versionibus duabus antiquis (altera quoque interpolata) una cum textu hebraico e manuscriptis primum editit suamque versionem latinam verbalem adjecit Mauritius Steinschneider (Bullettino Boncompagni, T. IX, 1876, 595—614).

90) Im 10ten Capitel des 3ten Buches wird gesagt 23° 28 ⅖’.