Donatus: Etwas über die Ausstellung von Kunstwerken bey der Königl. Sächsischen Akademie der bildenden Künste zu Dresden | |
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Ein Gemählde, fast in derselben Art, jedoch in Hinsicht der Ausführung und Aehnlichkeit vorzüglicher, gab G. Schweigart, ein Schüler des Professors Grassi in Nro. 195. Es ist der nun auch verstorbene Inspektor der Dresdner trefflichen Gemählde-Gallerie, der alte ehrwürdige Riedel, mit seinem treuen Greisen-Antlitz, der hier vor uns sitzt im alten Lehnstuhl, in dem Pflichtscheine lesend, dessen Datum es sinnig ausspricht, daß er seinem Amte länger als 50 Jahre vorstand, mit hoher Treue es verwaltend, einzig den Sinn darauf richtend. Dieß bezeichnet auch die Aussicht durch das geöffnete Fenster, wo man das Gebäude erblickt, in welchem die Gallerie der Gemählde sich befindet. Ein Hündchen hält der Greis auf dem Arme, ein neues Symbol der Treue, das uns keck und muthig anblickt, als wolle es seinem Herrn durchaus nichts thun lassen. Auf dem Tische steht denn ein Glas Wein, die Stärkung im Alter, wie denn der Greis auch noch recht rüstig, und nach Art seiner Zeit zierlich gekleidet ist, in welcher Weise er auch seine Geschäfte bis wenige Tage vor seinem Tode versah, der ihn ganz unerwartet überraschte. Es wäre zu wünschen, daß sein braver Enkel, denn dieß ist der Künstler, der in diesem Bilde seinem kindlichen Sinne wie seinem Kunsttalente Ehre erwirbt, uns in irgend einem gelesenen Blatte Einiges über das wenig gekannte Leben dieses von vielen Reisenden dankbar gekannten Mannes sagte.
Die Schüler der Professoren Schubert und Hartmann, die nun von Nro. 196. bis 205. folgen, haben gute Anlagen, und besonders verspricht Puschner, sowie Hennig, für die Zukunft. Milde hat in seinem Ecce Homo nach Guido Reni Nro. 209. bewiesen, daß er mit dem Pastellstift gut umzugehen wisse, und kann noch in diesem Fache viel leisten. Noch fehlen für jetzt auf dieser Wand mehrere Gemählde, und werden die Lücken durch ausgezeichnete Arbeiten ausgefüllt, so behalten wir uns noch vor, nachträglich davon zu sprechen.
Die Kreidezeichnungen der Schüler der zweyten Klasse der Kunst-Akademie Nro. 212. bis 230. und 336. bis 350. beweisen den Fleiß und die gute Methode der Lehrer an der Akademie, so wie die Talente und Anlagen der Schüler. Es ist hier Samen ausgestreut, der in Zukunft gewiß reifen und schöne Früchte bringen wird.
Unter einer Anzahl landschaftlicher Gemählde, welche nun von Nro. 353. bis 375. folgen, zeichnen sich vorzüglich die von Hammer in Wasserfarben gefertigten Nro. 359. und 365. aus. Das erste ist die Ansicht eines Theils des sogenannten großen Gartens bey Dresden, und stellt die Spaziergänge am Kanal mit einer Durchsicht auf die Stadt vor. Die Scene ist vom Mondlicht beleuchtet. Das zweyte gibt eine Ansicht der Bergfestung Königstein in Morgenbeleuchtung. Beyde sind mit ungemeiner Wahrheit, Geschicklichkeit uud Zartheit der Behandlung ausgeführt, und besonders ist das Durchsichtige in den vom Monde beschienenen Baum- und Wasser-Partien des erstern ausnehmend gelungen. Fleiß und gute Anlagen verrathen auch die in Sepia getuschten Landschaften von Täubert, Richter, Harnapp und Grünewald Nro. 356., 361., 363. und 364. Die Ansichten von Frankfurt am Main und der umliegenden Gegend in 4 kleinern Kupferstichen von Veith Nro. 368. und 369. sind mit der anerkannten Kunstfertigkeit und dem ungemeinen Fleiße dieses in seinem Fache so hoch stehenden Künstlers ausgeführt, und werden bald dem Publikum in dem erscheinenden größern topographischen Werke über diese Stadt vorliegen. Veiths Landschaftsstiche sind in der That nur mit Miniatur-Gemählden zu vergleichen. Kommen ihnen auch nicht die Arbeiten des Inspektor Frenzel Nro. 373., 376., 387. und 389., welche sämtlich Gegenden um Dresden, nach Zeichnungen von Hammer, darstellen, gleich, so verrathen sie doch ein sehr achtenswerthes Streben. Dagegen will uns Nro. 386. ein in Linienmanier gestochenes Blatt von Hammer, den Amselfall im Radner Grunde zeigend, einer innwohnenden Härte und Steifheit wegen, nicht recht gefallen, und müssen wir bekennen, von Hammer auch als Kupferstecher schon bessere Arbeiten gesehen zu haben, glauben auch nicht, daß diese Linienmanier für Darstellung landschaftlicher Gegenstände recht geeignet sey. Ein von Bach gestochener großer topographischer Plan, die Gegend um Leipzig, 16 Q. Meilen Flächeninhalt, die Meile zu 6 Zoll, vorstellend, Nro. 366. ist sehr sorgfältig, und nach der Lehmann’schen Methode vollkommen zweckmäßig gearbeitet.
Wir bemerken hier auch noch unter andern weniger verdienstvollen Arbeiten sich auszeichnend, das Portrait des Geh. Raths von Thümmel zu Gotha, nach Grassi’s Gemählde, in Kupfer gestochen von Gottschick Nro 385., und freuen uns über die Fortschritte, welche dieser Künstler macht. Von Thomas zeichnet sich ebenfalls Nro. 372. das Portrait des Königs von Sachsen, in Stahl geschnitten,
Donatus: Etwas über die Ausstellung von Kunstwerken bey der Königl. Sächsischen Akademie der bildenden Künste zu Dresden. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1816, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kunst-Blatt_1816_Kunstausstellung_Dresden.djvu/3&oldid=- (Version vom 17.9.2024)