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Etwas über die Ausstellung von Kunstwerken bey der Königl. Sächsischen Akademie der bildenden Künste zu Dresden

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Autor: Donatus
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Titel: Etwas über die Ausstellung von Kunstwerken bey der Königl. Sächsischen Akademie der bildenden Künste zu Dresden.
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aus: Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Cotta’sche Verlagsbuchhandlung
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Katalog der Ausstellung siehe Verzeichniß der am Augustustage den 3. August 1816 in der Königlich Sächsischen Akademie der Künste öffentlich ausgestellten Kunstwerke
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Etwas über die Ausstellung von Kunstwerken bey der Königl. Sächsischen Akademie der bildenden Künste zu Dresden.

Diese Ausstellung hatte sonst jedes Jahr zu Anfänge des Monats März statt, wo sie bis Ostern desselben Jahres dauerte. Von der dermaligen General-Direktion der Akademie ist jedoch sehr zweckmäßig diese Zeit in den August verlegt, und also ist zum Erstenmale die Ausstellung den 3. August, als dem Namenstage des Königs von Sachsen eröffnet worden. Dadurch haben nicht nur die Künstler eine bessere Sommerzeit für ihre zu diesem Zwecke bestimmten Gemählde gewonnen, sondern es ist auch für die Zuschauer gesorgt worden, denen vorher die trüben und kalten Tage des März-Monats sehr wenig zu statten kamen. Unläugbar hat auch das Lokale, in welchem diese Ausstellung geschieht, durch die, während des General-Gouvernements im Jahr 1814 geschehene Erbauung der breiten, schönen, und gerade vom Brückenplatze aus auf die Brühlische Terrasse führenden Treppe einen weit freundlichern Zugang erhalten, so daß sich wenige Akademien eines gleich günstigen Platzes zu rühmen haben.

Seit dem Jahr 1813 hatten wir das Vergnügen einer Ausstellung entbehrt, denn die im Frühjahre des folgenden Jahres in Eil vom General-Gouvernement verunstaltete gab uns fast gar nichts Neues, sondern nur einige bereits früher ausgestellt gewesene Sachen unsrer Künstler. Um so mehr freuten wir uns auf diese, wieder in den vorigen Saal übergetragene, Ausstellung, und auch in dieser Hinsicht war uns der 3. August, der ganz Sachsen mit Freude erfüllte, ein festlicher Tag. Allerdings können wir auch mit dem zufrieden seyn, was uns die diesjährige Ausstellung darbietet, ob wir schon geglaubt hätten, daß nach einem so langen Zwischenraume die Ausbeute noch reichlicher seyn würde.

Im mittelsten Saale erblicken wir zuerst unter Nro 3., 11. und 15. drey Oelgemählde der Fräulein Therese von Winkel nach italienischen Meistern, die sich durch Treue, Fleiß und Praktik des Pinsels auszeichnen. Es sind: die Madonna della Sedia nach Raphael, die Magdalena nach Corregio, und Christus mit der Dornenkrone nach Guido Reni. In dem ersten erkennen wir das glühende und doch so innige Leben des Urbinaten, und in dem letztern die weiche, schmelzende Behandlung dieses Sohnes von Bologna wieder. In Oel-Miniatur zeigt sich das zweyte, und hält die schönste Prüfung aus, indem es für den ungemeinen Fleiß der Künstlerinn zeugt. Sechs Landschaften nach der Natur Nro. 4. bis 10. von C. Graff, dem Sohne des unlängst verstorbenen Veterans Graff, verdienen das Lob einer interessanten, fleißigen und treuen Behandlung; und sollten auch die in Oel gemahlten vielleicht etwas zu farbenreich erscheinen, so haben die drey andern en gouache einen desto vorzüglichern Ton. Sie stellen Gegenden bey Albano, TLvoli, Olevano (einem kleinen Städtchen im Kirchenstaate) und am Zuger See vor.

Unter Nro. 13. befindet sich ein sehr braves Gemählde, von Hrn. Näke, Schüler des Professors Grassi, die heilige Genovefa in der Einöde vorstellend. Es ist eine eigne Erfindung des jungen talentvollen Künstlers, auf welcher die Heilige vor einem einfachen Christusbilde in der Einöde kniet, und ihrem Sohn, dem kleinen Schmerzenreich, die Händchen ebenfalls zur Andacht faltet. Hinter ihr sieht man die Hirschkuh. Das Christbild steht auf einem Felsenstücke, das mit wuchernden Kräutern und Gesträuchen umgeben ist, indem überall Feldblumen ihre Farben entfalten. Heiliger Friede herrscht über dem Ganzen, die beyden kleinen Vögel weilen ruhig auf den Aesten, und selbst das sonst so scheue Paar junger Häschen entfernt sich nicht vor den Betenden. Höchst fleißig ist Alles gearbeitet, und mit innwohnender Liebe und Andacht, die sich in dem Ganzen recht wohlthuend ausspricht.

Wilhelm Scheben aus Bonn hat Nro. 19. u. 20. die beyden bekannten, von seinem Meister Gerhard von Kügelgen gearbeiteten, Portraits des großen Goethe und des genialen Oehlenschläger kopirt; wir können aber nicht ganz damit zufrieden seyn, besonders ist der Ton viel zu rothbraun in dem Goethe’schen Brustbilde. Zu wünschen wäre hierbey, daß wir einmal von diesem oder einem andern unserm Goethe recht gleichenden Bilde einen wackern Kupferstich bekämen.

Der blühende Distelzweig der Dem. Therese Richter und drey verschiedne Brennesseln Nro. 174. u. 175. sind gut gearbeitet. Wir bemerken hierbey, daß uns die Einrichtung des Katalogs, nach welchem die Bilderzählung mit Nro. 20. in das nächste Zimmer hinüberspringt, und dann erst mit Nro. 175. wieder in das erste Zimmer hereinkommt, dann aber noch einmal bey einem zweyten Nebenzimmer denselben Abstecher macht, nicht gefallen will, und störend ist. Jedes Zimmer sollte seine fortlaufenden Nummern haben, um in der Reihe fein fortgehen zu können.

Ein Sohn des braven Kupferstechers Stölzel hat unter Nro. 178. eine Kopie nach Barocci, Hagar in der Wüste, ausgestellt, und bey seiner großen Jugend dadurch gute Hoffnungen erregt. Ebenso ist das männliche Portrait [50] Nro. 188. vom Hofschauspieler Geyer, der als sehr ausgezeichneter Darsteller bekannt ist, in Oel gemahlt, für einen Künstler, der der Mahlerey nicht allein sein Studium weihen kann, recht charakteristisch und verständig gearbeitet. Die Zeichnungen zu einem charakteristischen Gemählde von Paris, nach der Natur entworfen, von G. Opitz in Altenburg Nro. 186. u. 187., sind etwas in Karrikatur gehalten, und ihrer Natur nach sehr bunt, haben aber das Verdienst der Lebendigkeit, und stellen das dort herrschende bunte Gewühl treu genug dar. Eine Landschaft im italienischen Geschmack, eigne Erfindung, in Oel gemahlt von Held, Nro. 191. darf nicht übergangen werden.

Sein eignes Bildniß gibt uns in Nro. 192. der Künstler Georg Kersting, Ritter des eisernen Kreuzes, wie er als Offizier im Lützow’schen Korps auf einer Anhöhe steht bey Untergang der Sonne, sein Doppelpistol spannend, während hinter ihm die nicht zu weit entfernte Stadt liegt, und Kriegerhaufen in manchem Geschäft des Bivouaks sich thätig zeigen. Es liegt viel Interessantes und Wahres in dem kleinen Bilde, nur wünschten wir die eyergelbe Farbe des Abendhimmels geändert. Derselbe stellte auch Nro. 193. den vor einigen Jahren verstorbenen Ober-Hofprediger D. Reinhard zu Dresden in seiner Studierstube dar. Ein Stillleben könnte man dieses eben so gut, wie manches andre, was man mit diesem Namen zu belegen pflegt, nennen. Man wird recht gemüthlich in die häusliche Stille dieses Arbeitzimmers mit seinen grünen Wanden und Teppich, und der heitern Aussicht durch die Fenster nach den Gebirgen des Königsteins und Liliensteins eingeführt, und lebt mit dem Bewohner, gleichsam ihm über die Achseln in das Buch schauend, welches er liest. Dabey vergisst man leicht, daß die Portrait-Aehnlichkeit Reinhards nicht ganz wiedergegeben ist.

[53] Ein Gemählde, fast in derselben Art, jedoch in Hinsicht der Ausführung und Aehnlichkeit vorzüglicher, gab G. Schweigart, ein Schüler des Professors Grassi in Nro. 195. Es ist der nun auch verstorbene Inspektor der Dresdner trefflichen Gemählde-Gallerie, der alte ehrwürdige Riedel, mit seinem treuen Greisen-Antlitz, der hier vor uns sitzt im alten Lehnstuhl, in dem Pflichtscheine lesend, dessen Datum es sinnig ausspricht, daß er seinem Amte länger als 50 Jahre vorstand, mit hoher Treue es verwaltend, einzig den Sinn darauf richtend. Dieß bezeichnet auch die Aussicht durch das geöffnete Fenster, wo man das Gebäude erblickt, in welchem die Gallerie der Gemählde sich befindet. Ein Hündchen hält der Greis auf dem Arme, ein neues Symbol der Treue, das uns keck und muthig anblickt, als wolle es seinem Herrn durchaus nichts thun lassen. Auf dem Tische steht denn ein Glas Wein, die Stärkung im Alter, wie denn der Greis auch noch recht rüstig, und nach Art seiner Zeit zierlich gekleidet ist, in welcher Weise er auch seine Geschäfte bis wenige Tage vor seinem Tode versah, der ihn ganz unerwartet überraschte. Es wäre zu wünschen, daß sein braver Enkel, denn dieß ist der Künstler, der in diesem Bilde seinem kindlichen Sinne wie seinem Kunsttalente Ehre erwirbt, uns in irgend einem gelesenen Blatte Einiges über das wenig gekannte Leben dieses von vielen Reisenden dankbar gekannten Mannes sagte.

Die Schüler der Professoren Schubert und Hartmann, die nun von Nro. 196. bis 205. folgen, haben gute Anlagen, und besonders verspricht Puschner, sowie Hennig, für die Zukunft. Milde hat in seinem Ecce Homo nach Guido Reni Nro. 209. bewiesen, daß er mit dem Pastellstift gut umzugehen wisse, und kann noch in diesem Fache viel leisten. Noch fehlen für jetzt auf dieser Wand mehrere Gemählde, und werden die Lücken durch ausgezeichnete Arbeiten ausgefüllt, so behalten wir uns noch vor, nachträglich davon zu sprechen.

Die Kreidezeichnungen der Schüler der zweyten Klasse der Kunst-Akademie Nro. 212. bis 230. und 336. bis 350. beweisen den Fleiß und die gute Methode der Lehrer an der Akademie, so wie die Talente und Anlagen der Schüler. Es ist hier Samen ausgestreut, der in Zukunft gewiß reifen und schöne Früchte bringen wird.

Unter einer Anzahl landschaftlicher Gemählde, welche nun von Nro. 353. bis 375. folgen, zeichnen sich vorzüglich die von Hammer in Wasserfarben gefertigten Nro. 359. und 365. aus. Das erste ist die Ansicht eines Theils des sogenannten großen Gartens bey Dresden, und stellt die Spaziergänge am Kanal mit einer Durchsicht auf die Stadt vor. Die Scene ist vom Mondlicht beleuchtet. Das zweyte gibt eine Ansicht der Bergfestung Königstein in Morgenbeleuchtung. Beyde sind mit ungemeiner Wahrheit, Geschicklichkeit uud Zartheit der Behandlung ausgeführt, und besonders ist das Durchsichtige in den vom Monde beschienenen Baum- und Wasser-Partien des erstern ausnehmend gelungen. Fleiß und gute Anlagen verrathen auch die in Sepia getuschten Landschaften von Täubert, Richter, Harnapp und Grünewald Nro. 356., 361., 363. und 364. Die Ansichten von Frankfurt am Main und der umliegenden Gegend in 4 kleinern Kupferstichen von Veith Nro. 368. und 369. sind mit der anerkannten Kunstfertigkeit und dem ungemeinen Fleiße dieses in seinem Fache so hoch stehenden Künstlers ausgeführt, und werden bald dem Publikum in dem erscheinenden größern topographischen Werke über diese Stadt vorliegen. Veiths Landschaftsstiche sind in der That nur mit Miniatur-Gemählden zu vergleichen. Kommen ihnen auch nicht die Arbeiten des Inspektor Frenzel Nro. 373., 376., 387. und 389., welche sämtlich Gegenden um Dresden, nach Zeichnungen von Hammer, darstellen, gleich, so verrathen sie doch ein sehr achtenswerthes Streben. Dagegen will uns Nro. 386. ein in Linienmanier gestochenes Blatt von Hammer, den Amselfall im Radner Grunde zeigend, einer innwohnenden Härte und Steifheit wegen, nicht recht gefallen, und müssen wir bekennen, von Hammer auch als Kupferstecher schon bessere Arbeiten gesehen zu haben, glauben auch nicht, daß diese Linienmanier für Darstellung landschaftlicher Gegenstände recht geeignet sey. Ein von Bach gestochener großer topographischer Plan, die Gegend um Leipzig, 16 Q. Meilen Flächeninhalt, die Meile zu 6 Zoll, vorstellend, Nro. 366. ist sehr sorgfältig, und nach der Lehmann’schen Methode vollkommen zweckmäßig gearbeitet.

Wir bemerken hier auch noch unter andern weniger verdienstvollen Arbeiten sich auszeichnend, das Portrait des Geh. Raths von Thümmel zu Gotha, nach Grassi’s Gemählde, in Kupfer gestochen von Gottschick Nro 385., und freuen uns über die Fortschritte, welche dieser Künstler macht. Von Thomas zeichnet sich ebenfalls Nro. 372. das Portrait des Königs von Sachsen, in Stahl geschnitten, [54] aus, und wir ziehen es dem von Hökner gleichgearbeiteten Nro. 377. vor, obschon auch dieses, so wie Nro. 378. die Köpfe von Ariadne und Theseus, in Stahl gravirt von Krüger, in dieser schweren Kunst allerdings Lob verdienen.

Im zweyten Zimmer linker Hand des Einganges zeigt sich von Nro. 21. bis 51. die Meißner Zeichnen-Schule, in der wir blos Nro. 22. bis 26. die Blumenstücke en gouache von Arnhold, Lehrer an derselben, besonders auszuzeichnen haben. Alle andern Arbeiten sind nicht ohne Fleiß, scheinen sich jedoch zu sehr dem Bedürfnisse der Porzellan-Manufaktur zuzuneigen, um als freye Kunstwerke Ansprüche machen zu können.

In der nun folgenden Leipziger Akademie von Nro. 52. bis 99. – (im Katalog fehlt dann ein Strich als Abzeichnung) ist manches Gute zu bemerken. Dahin gehören besonders die beyden Zeichnungen von Julius Schnorr, Sohn des wackern Direktors dieser Akademie. Nro. 58. gibt eine Scene aus Sigurd in eigner Komposition des jungen Künstlers, und eben so Nro. 91. den Kampf zwischen Christen und Heiden. Letztere Federzeichnung ist ein sehr großes Blatt, und besonders kühn und innig gedacht und ausgeführt. Bey dem Kupferstiche des braven Döhne, Nro. 53., wünschte man blos, daß er einen interessantern Kopf zur Nachbildung erhalten hätte. Die Tusch-Arbeiten von Brauer, Liebe, Elsner und Dietze Nr. 60., 62., 80. und 89. sind zu loben, eben so auch mehrere der ausgestellten architektonischen Sachen, welche unter Anleitung des Universitäts-Baumeisters Siegel gearbeitet sind.

Mit einem Ach! müssen wir nun von Nro. 100. bis 106. zu einer Reihe von Stickereyen treten, die sehr mühsam gearbeitet seyn mögen, aber sich doch als Gemählde in Hinsicht auf Kunst recht herzlich schlecht ausnehmen. Dieß ist besonders der Fall bey der recht patriotisch gedachten, aber in jedem Punkte verzeichneten Allegorie, Sachsens glückliche Zukunft darstellend, der Fall. Wir können jungen Mädchen mit alter Weisheit nicht oft genug zurufen, doch solche mühselige Spielwerke, die aber eben durch ihre Mühe zu Tagewerken werden, aufzugeben, und wenn sie einmal die Nadel brauchen wollen, lieber eine geschmackvolle Bordüre um ein Ballkleid, als ein schlechtes und geschmackloses Gemählde zu sticken. Viel besser ist nun wohl die in demselben Zimmer unter dem Buchstaben A aufgestellte, mit Faden auf Kupferstich-Manier gebildete, Arbeit, Belisaire nach Desnoyer vorstellend, von Dem. Jonas, so wie F die Eucharis in Knötgen von derselben, aber doch ist es nur Kunststück, nicht wahre Kunst, und man kann nur die Mühe bewundern, ohne von einem eigentlichen wahren Werthe einer solchen Schöpfung durchdrungen zu seyn.

Die Himmelfahrt der Maria nach Luc. Giordano Nro. 108. vom Hofschauspieler Gever bestätigt was wir schon früher bey Nro. 188. sagten. Auf dem betretenen Wege fortfahrend wird dieser Künstler gewiß sich noch mehr vervollkommen. Wir wünschten wohl zu wissen, in wessen Besitz dieß Gemählde von Luc. Giordano sey, da wir uns nicht erinnern, es in irgend einer öffentlichen Gallerie gesehen zu haben; unstreitig gehört es also einer Privatsammlung an. Die Arbeiten von Georgi Nro. 115. und 116. sind lobenswerth, und besonders erinnert das betende Kind an den zu früh verewigten Professor Vogel. Das Kunststück Nro. 114. mit der Thurmuhr von Gutkäs auf dem Bilde, welche nicht nur die Stunden zeigt, sondern auch ein Kunstgestänge und eine Baumsäge in Bewegung setzt, ist recht artig. Vor vielem andern aber zogen uns Nro. 121. bis 124. vier Landschaften in Oel, von D. Carus, unstreitig einem Kunstdilettanten, an. Denn hier spricht sich angehende Meisterschaft aus, die nur noch einiger Praktik bedarf, um bald vollkommen siegreich hervorzutreten. Alle vier sind eigne Erfindung, und besonders ist die, welche Waldeinsamkeit benannt ist, vortrefflich. Eine hohe Wahrheit und geistreiche Einfachheit zeigt sich darin, und kein gesuchter Schmuck verdirbt das Ganze. Nur das Kind in Nro. 124. wünschten wir weg, dagegen die einsame Kapelle im Hintergrund, so wie, auf Nro. 123., im Herbstnebel die halbabgestorbene Weide, herrliche Wirkung machen. Auch Nro. 121. Eingang zur Unterwelt, Phantasie nach Dante (Hölle 5r Gesang), ist trefflich gedacht und ernst ausgeführt.

Nicht weniger interessant sind gleich darüber Nro. 126. und 127. zwey große Oelgemählde von Platner in Rom, den Auszug der verstoßnen Hagar, und dieselbe in der Wüste, nach eigner Erfindung des Künstlers, vorstellend. Diese beyden Gemählde sind ganz in dem ernsten und kalten Styl gehalten, der einige der ältesten italienischen Meister vor Leonardo und Raphael bezeichnet. Sie können daher auch unmöglich bestechen, dagegen der Kenner bey näherer Untersuchung in Zeichnung und Ausarbeitung doch wieder Manches findet, das er mit großer Achtung anerkennen muß, womit wir jedoch noch nicht gelobt haben wollen, daß ein sehr sinniger Künstler, der offenbar etwas Vorzüglicheres liefern könnte, aus einer besondern Gemüthsstrenge oder originellem Eigensinn, sich nach Mustern bildet, die nur für die damalige Zeit des Wiederentstehens der Kunst in Italien hohes Verdienst hatten. So ist auf dem ersten Bilde die Gestalt, und besonders das Gesicht der Hagar – denn die linke Schulter scheint uns gegen die Hüfte gehalten, doch etwas verzeichnet – sehr gut, nicht weniger auch der Ausdruck im Gesicht der Sara, und Ismaels Bewegung und Miene, die mit jugendlicher Unbesonnenheit nur die Lust, aus dem beschränkenden Verhältnisse hinaus in’s Freye zu kommen, andeutet. Dagegen ist Abrahams Bewegung mit der Hand nach dem Bündel, welches Hagar auf dem Rücken halt, ganz zwecklos, und wird eher so verstanden werden, als wolle er es ihr wegnehmen, als es ihr tragen [55] helfen. Sein Gesicht ist auch ohne bezeichnenden Ausdruck. Sämmtliche 4 Hauptfiguren stehen in einer Linie hintereinander, und gruppiren sich daher gar nicht kunstgemäß, schier eben so wie die Lämmer, die im Hintergrunde Kopf an Kopf weiden. Die Gewänder scheinen uns Beyfall zu verdienen, und die Falten sind gut gelegt. Eben so ist Alles, was zur Ausschmückung und Bezeichnung der Scene gehört, sowol auf diesem als dem zweyten Bilde höchst fleißig gearbeitet, wie man denn überhaupt sieht, daß der Künstler seinen Pinsel sehr geschickt zu führen weiß, und nur absichtlich an gewissen steifen Formen hängt. Denn diese kommen wieder in der regelmäßig pyramidalischen Form der 3 Figuren des zweyten Bildes störend vor, wo noch überdieß das gleichroth gefärbte Gewand des Engels und der Hagar eine rothe über das ganze Bild sich in die Höhe ziehende Masse bildet, die sehr unlieblich, bey dem Engel auch um so unpassender ist, weil sie ihn schwerfällig macht, und zu grell gegen den Hintergrund abschneidet. Das Kind schläft hier sehr anmuthig, und in eine schwere Stellung gelegt. Warum hat es aber auf dem ersten Bilde braune, und hier blonde Haare, auch ist dort das Kleid der Hagar gelb und hier roth? Die Gegend der Wüste ist gut aufgefasst, und der Vorgrund so wie der auf den Wink des Engels entstandene Palmbaum sehr fleißig ausgeführt. Wir wünschten wohl zu wissen, ob der verdienstvolle Platner in allen seinen neuern Gemählden, oder nur hier, diese Manier angenommen hat?

Noch hängen in diesem Zimmer eine bedeutende Anzahl architektonischer Zeichnungen und Risse, wo wir aus den bereits vorhandenen, besonders Nro. 15o., 170. und 172. von Wagner, Scopa und Ehrenhaus ausheben.

[57] Das dritte Zimmer, nach dem Hofe zu gelegen, enthält die Arbeiten der Zöglinge aus mehrern Schul-Anstalten, als der katholischen, Freymaurer- und Polizey-Schule, die wir nicht beurtheilen wollen. Mit Vergnügen haben wir aber darin eine große Anzahl von Arbeiten der Industrie- sowol als der Kunst-Schule bey der Kön. Akademie bemerkt, sowol in Gips und Thon, als in Kreide und Sepia, welche von Fleiß und Anlagen zeigen. Gern hätten wir die Namen der dabey angestellten Lehrer erfahren, aber da wir Niemand zu befragen wussten, der Studienplan der Königl. Akademie auch nicht öffentlich bekannt gemacht worden ist, so mussten wir ihnen unbekannterweise den Wunsch äußern, in ihrem zweckmäßigen Unterrichte fortzufahren. Nur scheinen uns, wegen der Aehnlichkeit untereinander, die Sepia-Arbeiten Nro. 273., 274., 276., 277. bis 280. zu viel von der bessernden Hand des Lehrers, und zu wenig von der Eigenthümlichkeit des Schülers zu verrathen, welches durchaus nicht stattfinden sollte. Noch ist hier eine Gruppe in Gips, eigne Erfindung von Malinsky, Schüler des Professors Pettrich, die viel gute Anlage und praktische Fertigkeit zu erkennen gibt.

Wir treten nun in das letzte Zimmer zur Rechten des Eingangs, wo die Arbeiten der Professoren der Königlichen und der Mitglieder andrer Akademien ausgestellt sind, und obschon hier noch Manches fehlt, das erst nachgeliefert, folglich auch von uns erst nachbeurtheilt werden soll, so finden wir doch schon jetzt eine sehr reiche Ausbeute gelungener und trefflicher Arbeiten. Wir gehen nach den Nummern des Katalogs.

Das Familien-Gemählde vom Professor Matthäi Nro. 392. ist in aller Hinsicht sehr gelungen. Richtigkeit der Zeichnung, Wahrheit des Ausdrucks, Schönheit und Klarheit der Zusammenstellung und eine treffliche Behandlung in Hinsicht der Farbengebung treten daraus hervor. Die Köpfe und Gestalten sind durchaus nicht idealisch, haben aber doch wieder so vieles Interesse, daß man auch ohne die Personen, die das Gemählde darstellt, selbst zu kennen, mit Vergnügen darauf verweilen wird. Von demselben wackern Künstler ist auch Nro. 406. ein Portrait eines ältern Mannes, Kniestück, nach der Natur, welches ebenfalls alle diese Vorzüge vereint.

Vom Professor Rösler erwartet man eine Scene aus dem Leben Herzog Alberts von Sachsen, genannt der Beherzte; an deren Stelle hat er ein früher schon ausgestellt gewesenes Gemählde, den Churfürst Moritz nach der Schlacht bey Sievershausen vorstellend, gegeben, über welches daher auch schon damals in diesen Blättern mit gebührendem Lobe geurtheilt worden ist.

Die Ruhe der heiligen Familie auf der Flucht nach Aegypten, in Aquarell gemahlt von Veit Hanns Schnorr, dem Direktor der Leipziger Akademie, ist mit all der Lieblichkeit und Innigkeit ausgestattet, welche die Gemählde dieses gemüthvollen Künstlers charakterisiren. Die Stellung der Marie, welche das Kind auf dem Schoße hat, und es mit dem ihr vom Haupte herabfließenden Schleyer gegen die Sonnenstrahlen zu schützen scheint, während sie es mit dem innigsten Muttergefühle betrachtet, ist außerordentlich reizend. Weniger gefallen uns die drey in der Luft schwebenden Engel, von denen besonders der eine etwas außer dem Gleichgewichte zu seyn scheint. Möchte Schnorr die Ausstellung noch mit einigen seiner zarten Arbeiten beschenkt haben.

Mit gewohnter düstrer aber tiefergreifender Phantasie hat uns Friederich, Mitglied der Akademie zu Berlin, in Nro. 395. ein Gemählde gegeben, das schon durch seine äußre gothische Form seinen Inhalt verräth. Es ist dieß nämlich die Ansicht eines herrlichen gothischen Doms mit 4 hohen zierlichen Thürmen versehen, und einiger Häuser um denselben: aber nicht von ebner Erde aus, sondern von einem Söller eines ebenfalls in der Nähe liegenden Hauses herab gesehen, auf welchem sich eine männliche und weibliche Figur in der Tracht des Mittelalters befindet. Schon vor mehrern Minuten ist die Sonne hinabgestiegen. Gelbrothe Streifen verrathen noch ihr Scheiden, aber wilde, wie vom Sturm langgestreckte, und ihn wieder verkündende Wolken unterbrechen diese hellen Tinten mit ihrer trüben Schwärze, und über dem Dom steht die kleine Sichel des eben auch scheidenwollenden Mondes, die keine Klarheit verbreiten kann. Daher ist unten am Dom auch alles schon dunkel und schauerlich, und wir sehn ihn gleichsam wie einen ungeheuern Riesen sich wunderbar erheben. Besonders von einem etwas entferntem Standpunkte aus betrachtet, hat dieß Bild etwas Magisches. Daneben hängt von demselben Künstler ein Hafen, Nro. 396., der in Hinsicht der Behandlung des Wassers und der Luft ebenfalls trefflich ist. Es ist Stille auf dem Wasser; nur ein Boot mit zwey langen Rudern plätschert auf den schwach vom Abendroth beleuchteten Wellen, aus [58] denen heraus die großen Schiffe mit ihren kahlen Masten starren. – Es möchte schwer werden, Friedrich mit irgend einem Künstler früherer Zeit in seinen einfachen Schöpfungen zu vergleichen.

Sechs landschaftliche Gemählde in Oel, von Professor Klaß, Nro. 397. bis 402., sind nicht ohne Verdienste, besonders Nro. 401. eine Partie aus dem großen Garten.

Wir kommen wieder zu einem sehr gelungenen historischen Gemählde des Professors Hartmann. Auf ihm führt Theseus die von Creon geraubten Töchter des Oedipus, Antigone und Ismene, in die Arme ihres Vaters zurück. Oedipus, mit einem trefflichen alten Kopfe, in dem die Blindheit des Auges doch nicht das Bedeutende des Ausdrucks versteckt, schließt, auf einem Steine ruhend, die beyden geliebten Töchter in seine Arme, von denen Antigone in hoher Freude aufjubelt, ihn wieder zu haben, Ismene aber von Gefühl übermannt ohnmächtig an ihm niedersinkt. Hinter ihm stehen die Alten aus Kolonos, ein trefflicher Chor, theilnehmend auf die Scene blickend, halb im Schatten gehalten, aber eben dadurch um so schöner. Ganz im vollen Lichte steht in Mitte des Bildes, im schönem Schmucke des Purpurs, den stahlblanken Helm auf dem Haupte, der junge, heldenkräftige Theseus, und schaut mit würdiger Freude auf sein gelungenes Werk. Ihm folgt die Schaar der Krieger in mannigfachen Gruppen, sämmtlich schöne Gestalten, im jugendlichen Feuer gegenüber dem bedächtigen Alten. Im Hintergrunde sieht man die Stadt und die reichbebaute Gegend um dieselbe. Wie zweckmäßig erfunden die Komposition, und wie reich an dem verschiedensten Ausdruck sie sey, geht hieraus hervor. Ein reines, heitres Licht des griechischen Himmels ruht auf dem Ganzen zu dem wohlthuendsten Effekt, welcher durch die herrliche Farbengebung noch gehoben wird. Richtigkeit der Zeichnung und des Kostüms vollenden das ungemein anziehende Gemählde. Von demselben Künstler steht jenem eineMadonna dolorosa, Nro. 408., zur Seite. Unbeschreiblich, tiefdurchdringend, herzzermalmend und doch auch herzerhebend ist der Ausdruck in diesem himmlischen Gesicht, wo sich die Augen in tiefer, thränenloser Qual, aber Gott vertrauend und zugleich verklärt emporrichten. Die Hände drücken schmerzvoll den gepressten Busen, aber sie zeigen auch wieder die sanfteste Hingebung in den Willen des Ewigen. Man kann sich von diesen Zügen nicht trennen, ohne Gott ergebener, besser geworden zu seyn.

Ein würdiger Nachbar ist diesem Gemählde ein Marien-Bild, Nro. 409. Das Motiv nach Carlo Dolce, vom Professor von Kügelchen. Es ist vorzüglich zart und schön gemahlt, und es scheint, dem jungfräulichen Angesichte nach, der Augenblick gewählt zu seyn, wo der Engel der Verkündigung vor die Gotterwählte tritt. Von Kügelchen ist auch noch bis jetzt Nro. 429. ein sehr großes Gemählde, Diana und Endymion, in Oel, Figuren in Lebensgröße, ausgestellt, als Seitenstück zu dem früher von demselben Künstler gegebenen Hyacinth, und mit gleichem Verdienste gearbeitet. Die Inkarnation der beyden Körper im Gegensatz des Zarten zu dem Kräftigen ist wohl gedacht und ausgeführt. Eben so der Kopf des Endymion. Dem der Diana hätten wir doch noch mehr jungfräuliche Strenge gewünscht, so wie uns die Bewegung des linken Arms durch den weit hinaus sich streckenden Ellenbogen störend zu seyn scheint. Das Ganze ist eine sehr gelungene Arbeit, und verdient allgemeine Anerkennung.

Von den 4 versprochnen Landschaften des Veteran Klengel sind erst drey vorhanden, und da sie eine Folge der Tageszeiten darstellen sollen, verspüren wir davon zu sprechen, bis wir sie vollständig besitzen.

Venus und Amor, eigne Erfindung vom Prof. Pochmann, Nro. 414., ist eine liebliche Wolken-Erscheinung. Der Körper der Venus ist sehr gut gelegt, von schöner Farbengebung und richtiger Zeichnung, nur wünschten wir den Kopf ausdrucksvoller. Amor ist ein allerliebster Knabe, mit einem bravgearbeiteten, obschon auch nicht idealen, Köpfchen, der keck auf der Wolke steht, und den Bogen spannt, Venus fragend, wen der Pfeil treffen soll, welche ihm dann den Gegenstand mit dem Finger zeigt. Ist auch gleich die Erfindung nicht neu, so ist doch die Ausführung ungemein brav, und dieß eins der gelungensten Gemählde dieses Künstlers. Kräftig ist das dabey hangende Portrait, Nro. 415, eines jungen Mannes.

Des Prof. Günthers Landschaften en gouache, Nro. 416., ist gut komponirt, und mit Fleiß gearbeitet. Der Kupferstich von Stölzel, nach Giorgone, ist sehr brav und fleißig, so wie Nro. 419. der vom Prof. Krüger nach Canaro. Besonders gut ist aber von dem Letztern, Nro. 418., ein Christuskopf nach Guido Reni in schwarzer Kreide ausgeführt, ein Muster der Behandlung in dieser Art. Der Morgen, Nro. 422., Landschaft nach Klengel in Kupfer gestochen vom Prof. Darnstedt, zeigt von ungemeinem Fleiße und Geschicklichkeit, nur scheinen uns manche Partien, namentlich des Vorgrundes, nicht recht zusammengehalten zu seyn. Der Himmel aber ist um so mehr zu loben, je schwieriger dessen Ausführung war.

Vom Prof. Richter sind 6 Landschaften nach der Natur, meist Gegenden um Dresden darstellend, von Nro. 423. bis 428., in Sepia getuscht, ausgestellt, die ihn als einen geschickten Schüler des Prof. Zingg, in dessen Manier er sich ganz hineingearbeitet hat, beurkunden.

Der Herr Ritter von Brenna, Russisch-Kaiserlicher Staatsrath und Hofbaumeister, hat uns wieder mit einem großen Oelgemählde, römische Ruinen vorstellend, und einem kleinern, den Tempel des Herkules und das Grabmal des Theseus vereinend, Nro. 430. Und 431. beschenkt, und [59] wir sagen alles mögliche Gute von ihnen, wenn wir versichern, daß sie doch besser als seine frühern Arbeiten sind.

Tettelbach gab Nro. 432. einen Kopf des Achilles, Achilles mit der Leyer (Ilias, IX. 180.) Jupiter (Ilias, XXII. 205.) und Melpomene, erstre beyden als Kamée, letztre als Intaglio in Stein geschnitten, die sehr brav gearbeitet sind, und sein Fortschreiten in dieser seltnen Kunst freudig versichern.

Endlich ist auch noch von dem verstorbenen Professor Vogel eine Psyche in Pastell, Nro. 433., ausgestellt, die alle Zartheit und Lieblichkeit der Gemählde dieses Mahlers der Unschuld und der Grazien vereint wieder gibt.

So viel für diesesmal.

Donatus.