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Seite:Kunst-Blatt 1816 Kunstausstellung Dresden.djvu/7

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denen heraus die großen Schiffe mit ihren kahlen Masten starren. – Es möchte schwer werden, Friedrich mit irgend einem Künstler früherer Zeit in seinen einfachen Schöpfungen zu vergleichen.

Sechs landschaftliche Gemählde in Oel, von Professor Klaß, Nro. 397. bis 402., sind nicht ohne Verdienste, besonders Nro. 401. eine Partie aus dem großen Garten.

Wir kommen wieder zu einem sehr gelungenen historischen Gemählde des Professors Hartmann. Auf ihm führt Theseus die von Creon geraubten Töchter des Oedipus, Antigone und Ismene, in die Arme ihres Vaters zurück. Oedipus, mit einem trefflichen alten Kopfe, in dem die Blindheit des Auges doch nicht das Bedeutende des Ausdrucks versteckt, schließt, auf einem Steine ruhend, die beyden geliebten Töchter in seine Arme, von denen Antigone in hoher Freude aufjubelt, ihn wieder zu haben, Ismene aber von Gefühl übermannt ohnmächtig an ihm niedersinkt. Hinter ihm stehen die Alten aus Kolonos, ein trefflicher Chor, theilnehmend auf die Scene blickend, halb im Schatten gehalten, aber eben dadurch um so schöner. Ganz im vollen Lichte steht in Mitte des Bildes, im schönem Schmucke des Purpurs, den stahlblanken Helm auf dem Haupte, der junge, heldenkräftige Theseus, und schaut mit würdiger Freude auf sein gelungenes Werk. Ihm folgt die Schaar der Krieger in mannigfachen Gruppen, sämmtlich schöne Gestalten, im jugendlichen Feuer gegenüber dem bedächtigen Alten. Im Hintergrunde sieht man die Stadt und die reichbebaute Gegend um dieselbe. Wie zweckmäßig erfunden die Komposition, und wie reich an dem verschiedensten Ausdruck sie sey, geht hieraus hervor. Ein reines, heitres Licht des griechischen Himmels ruht auf dem Ganzen zu dem wohlthuendsten Effekt, welcher durch die herrliche Farbengebung noch gehoben wird. Richtigkeit der Zeichnung und des Kostüms vollenden das ungemein anziehende Gemählde. Von demselben Künstler steht jenem eineMadonna dolorosa, Nro. 408., zur Seite. Unbeschreiblich, tiefdurchdringend, herzzermalmend und doch auch herzerhebend ist der Ausdruck in diesem himmlischen Gesicht, wo sich die Augen in tiefer, thränenloser Qual, aber Gott vertrauend und zugleich verklärt emporrichten. Die Hände drücken schmerzvoll den gepressten Busen, aber sie zeigen auch wieder die sanfteste Hingebung in den Willen des Ewigen. Man kann sich von diesen Zügen nicht trennen, ohne Gott ergebener, besser geworden zu seyn.

Ein würdiger Nachbar ist diesem Gemählde ein Marien-Bild, Nro. 409. Das Motiv nach Carlo Dolce, vom Professor von Kügelchen. Es ist vorzüglich zart und schön gemahlt, und es scheint, dem jungfräulichen Angesichte nach, der Augenblick gewählt zu seyn, wo der Engel der Verkündigung vor die Gotterwählte tritt. Von Kügelchen ist auch noch bis jetzt Nro. 429. ein sehr großes Gemählde, Diana und Endymion, in Oel, Figuren in Lebensgröße, ausgestellt, als Seitenstück zu dem früher von demselben Künstler gegebenen Hyacinth, und mit gleichem Verdienste gearbeitet. Die Inkarnation der beyden Körper im Gegensatz des Zarten zu dem Kräftigen ist wohl gedacht und ausgeführt. Eben so der Kopf des Endymion. Dem der Diana hätten wir doch noch mehr jungfräuliche Strenge gewünscht, so wie uns die Bewegung des linken Arms durch den weit hinaus sich streckenden Ellenbogen störend zu seyn scheint. Das Ganze ist eine sehr gelungene Arbeit, und verdient allgemeine Anerkennung.

Von den 4 versprochnen Landschaften des Veteran Klengel sind erst drey vorhanden, und da sie eine Folge der Tageszeiten darstellen sollen, verspüren wir davon zu sprechen, bis wir sie vollständig besitzen.

Venus und Amor, eigne Erfindung vom Prof. Pochmann, Nro. 414., ist eine liebliche Wolken-Erscheinung. Der Körper der Venus ist sehr gut gelegt, von schöner Farbengebung und richtiger Zeichnung, nur wünschten wir den Kopf ausdrucksvoller. Amor ist ein allerliebster Knabe, mit einem bravgearbeiteten, obschon auch nicht idealen, Köpfchen, der keck auf der Wolke steht, und den Bogen spannt, Venus fragend, wen der Pfeil treffen soll, welche ihm dann den Gegenstand mit dem Finger zeigt. Ist auch gleich die Erfindung nicht neu, so ist doch die Ausführung ungemein brav, und dieß eins der gelungensten Gemählde dieses Künstlers. Kräftig ist das dabey hangende Portrait, Nro. 415, eines jungen Mannes.

Des Prof. Günthers Landschaften en gouache, Nro. 416., ist gut komponirt, und mit Fleiß gearbeitet. Der Kupferstich von Stölzel, nach Giorgone, ist sehr brav und fleißig, so wie Nro. 419. der vom Prof. Krüger nach Canaro. Besonders gut ist aber von dem Letztern, Nro. 418., ein Christuskopf nach Guido Reni in schwarzer Kreide ausgeführt, ein Muster der Behandlung in dieser Art. Der Morgen, Nro. 422., Landschaft nach Klengel in Kupfer gestochen vom Prof. Darnstedt, zeigt von ungemeinem Fleiße und Geschicklichkeit, nur scheinen uns manche Partien, namentlich des Vorgrundes, nicht recht zusammengehalten zu seyn. Der Himmel aber ist um so mehr zu loben, je schwieriger dessen Ausführung war.

Vom Prof. Richter sind 6 Landschaften nach der Natur, meist Gegenden um Dresden darstellend, von Nro. 423. bis 428., in Sepia getuscht, ausgestellt, die ihn als einen geschickten Schüler des Prof. Zingg, in dessen Manier er sich ganz hineingearbeitet hat, beurkunden.

Der Herr Ritter von Brenna, Russisch-Kaiserlicher Staatsrath und Hofbaumeister, hat uns wieder mit einem großen Oelgemählde, römische Ruinen vorstellend, und einem kleinern, den Tempel des Herkules und das Grabmal des Theseus vereinend, Nro. 430. Und 431. beschenkt, und

Empfohlene Zitierweise:
Donatus: Etwas über die Ausstellung von Kunstwerken bey der Königl. Sächsischen Akademie der bildenden Künste zu Dresden. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1816, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kunst-Blatt_1816_Kunstausstellung_Dresden.djvu/7&oldid=- (Version vom 17.9.2024)