der Villa des damaligen Kronprinzen von Sachsen bei Loschwitz kaufte derselbe von dem Kunsthändler Arnold. Mancherlei Bemühungen bei Quandt und dem General von Schreibershofen zur Verbesserung der Lage blieben erfolglos, und so hatte Crola nur noch den heißen Wunsch, sobald wie möglich Dresden verlassen zu können. Das „engherzige und kleinmeistrige Wesen“ der dortigen Kunstverhältnisse drückte ihn wie ein Alp. 1828 erfüllte sich seine Sehnsucht. Der regierende Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha hatte einige Arbeiten Crolas bei dem Kronprinzen von Sachsen gesehen und machte ihm den Antrag, auf unbestimmte Zeit in seine Dienste zu treten. Da war „aus dem armen Teufel ein gemachter Mann“ geworden. Aber das Leben an dem kleinen Fürstenhofe, über welches das Tagebuch vieles enthält, wurde ihm „von Woche zu Woche zuwiderer“ und das Verhältnis zum Herzog löste sich bald. Mit Tornister und Guitarre wanderte der Künstler dem Harz- gebirge zu, das er von der Höhe von Sondershausen im herrlichsten Morgenlichte vor sich ausgebreitet sah. In Ilsenburg am Ausgange des reizenden Ilsethales, das elf Jahre nachher seine zweite Heimat werden sollte, ließ er sich zunächst nieder und zeichnete und malte Monate hindurch. In Folge einer Einladung des regierenden Grafen Heinrich von Stolberg-Wernigerode siedelte er von Ilsenburg nach Schloß Wernigerode über. Der wohlthuende Verkehr im gräflichen Hause, das Beispiel eines christlichen Hausstandes, in welchem der alte Graf jeden Morgen die Familie und die dienende Hausgenossenschaft versammelte, um selbst eine kurze Morgenandacht zu halten, legten damals in Crola den Grund zu einer tiefen, christlichen Lebensanschauung, die mehr und mehr, freilich nicht ohne große innere Kämpfe, bei ihm Platz griff. Als im zweiten Herbste seines Aufenthaltes im Harze die gräfliche Familie sich anschickte, nach Merseburg aufzubrechen, verabschiedete sich Crola von ihr; ihn zogs zur weiteren Ausbildung mächtig nach München, wo er 1830 nach einem längeren Aufenthalte in Coburg eintraf. Da entfaltete sich nun sein Talent zur vollen Meisterschaft. Es war vor allem der deutsche Wald, namentlich der Eichenwald, der seine eigentliche künstlerische Domäne bildete und den er auf zahlreichen Studienreisen in allen deutschen Landen aufsuchte. Ein kräftiger, ernster Realismus, verwandt demjenigen des Ruisdael und Hobbema, seinen liebsten Vorbildern und neben der Natur eigentlich seinen einzigen Lehrern, schöne stimmungsvolle Lüfte und ein tiefes Studium zeichnen die Werke jener Zeit aus. Zahlreiche Bilder gingen in den Besitz der Kunstvereine zu München, Dresden, Hannover
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/21&oldid=- (Version vom 8.12.2024)