Matthäi,[1] geb. zu Meißen den 21. März 1778, studierte die Baukunst, deren Anfangsgründe er bei Hölzer in Dresden erlernte, wo er auch die Bauschule der Akademie besuchte. Nach 1797 begab er sich nach Bremen und Kopenhagen, war 1800–1805 in Wien thätig und kehrte in letzterem Jahre nach Bremen zurück. Daselbst suchte er einem der Antike entnommenen Baustile Verbreitung zu verschaffen; besonders aber machte er die Stuccaturarbeit als Häuserverzierung bekannt. Seit 1814 lebte er in Dresden und 1817–1821 zu Wernigerode als gräflich stolbergischer Baumeister; die Restauration der Schloßkirche daselbst war sein Werk. Dann nahm er seinen Wohnsitz wieder in Dresden; 1830–1833 wirkte er in der Nähe von Kalisch und 1842–1847 in Teplitz. Er starb in Dresden am 9. August 1848. Zwei seiner in Bremen geborenen Söhne wurden gleichfalls geachtete Künstler, der eine als Architekt und Bildhauer, der andere als Maler. Als Architekt vereinigte Matthäi künstlerische Bildung mit großer praktischer Kenntnis; daneben war er auch ein geschickter Maler. In seinem Fache war er zugleich schriftstellerisch thätig und hat zahlreiche Handbücher über Baugewerbe, sowie Werke, welche der Kunsttechnik dienen sollten, verfaßt. Durch dieselben hat er einen nicht geringen Einfluß auf die Verbreitung des Sinnes für geschmackvolle und künstlerische Form bei Gegenständen des täglichen Lebens geübt.
Der dritte Sohn, Gottlob Ernst Matthäi,[2] ist gleichfalls zu Meißen den 14. Juni 1779 geboren. Er wurde Bildhauer wie sein Vater. Seit 1805 war er in Rom Thorwaldsens Schüler. Er arbeitete dort u. a. ein in Gips gegossenes Relief „Iris, wie sie dem Priamus als Trösterin erscheint“. In dem Dresdner Salon 1807 fand dasselbe eben solche Anerkennung, wie vier Köpfe nach der Antike: Minerva, Sappho, Melpomene und Isis. 1827 vollendete er ein Modell für die Anatomie des Pferdes (vgl. Erklärung der Muskeln und Basreliefs an E. Matthäis Pferdemodell von Sailer und Bötticher). Die Venus in einer Muschel auf dem Rosenstein bei Stuttgart ist aus seinen späteren Arbeiten noch hervorzuheben; auch fertigte er die Modelle der Figuren für den schönen Kamin im Grünen Gewölbe in Dresden.
- ↑ Taufbuch der Stadtkirche z. g. J. Nagler, Künstlerlexikon 8, 451 (falsch Dresden als Geburtsort). Müller, die Künstler aller Zeiten und Völker 3, 46. Allgemeine deutsche Biographie 20, 609. In Brockhaus’ Konversationslexikon 10, 211 sind seine Schriften verzeichnet.
- ↑ So seine Namen im Taufregister der Stadtkirche z. g. J. Meusel, Archiv 2, 3, 111. Füßli, Künstlerlexikon 1, 798. Nagler 8, 451 (mehrfach falsche Angaben). Hagen, die deutsche Kunst in unserm Jahrh. 1857. 2, 137. Müller, die Künstler aller Zeiten und Völker 3, 45. Allgemeine deutsche Biographie 20, 606.
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/71&oldid=- (Version vom 12.12.2024)