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die sich so ganz und gar nicht mit dem neuen Leben befreunden kann, aber doch zu gutmütig ist, um den neuen Menschen zu grollen. Seine väterliche Liebe und Bewunderung für die schöne, aber unglückliche Kati, die ihm äusserlich so fremd ist, aber deren edles Herz ihm allen Aufschluss über ihr Wesen giebt, ist wirklich rührend.

Ein nicht minder gut gezeichneter Typus ist die alte Hripsime im „Verödeten Hofe“. Das ist ein wackeres, braves Weib, die sich überall Rat weiss, nur den geraden Weg geht, alles zu beurteilen versteht und eine „Gosche“ hat, dass man vor ihr den Hut abnehmen mag! Der neuen Tünche, die da die andern „Zivilisation“ nennen, leiht sie keine Rücksicht, denn ihre Zivilisation ohne Tünche ist ihr viel mehr wert. Deshalb spricht sie auch eine derbe Sprache und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es ihr gilt, die Wahrheit zu sagen. Neben ihr steht, demselben braven Menschenschlage angehörig, der gutmütige Kaufmann Sarkis, der die Redlichkeit selbst ist und nichts gemein hat mit jener armenischen Krämerrasse,

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)