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Der Hirte sieht im Mondschein hell
Von fern das Hemd des Geistes flattern,

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Hört in der Luft die Enten schnattern,

Den Schuß – und kriecht in’s Lämmerfell.

Er staunte jüngst in dunkler Nacht,
Die Lichter im Gemäuer brannten,
Den wilden Lärm von Musikanten

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Der Heidewind ihm zugebracht.


Hei! lustig klang’s im alten Nest,
Von Schmaus und Saus, Zigeunergeigen;
Die Räuber tanzen tollen Reigen,
Der Hauptmann hält sein Hochzeitfest.

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Doch leuchtet nicht am Firmament

Dem Räubersmann und seinem Schatze
Der Brautnacht Mond, des Pfaffen Glatze;
Die Lust vereint, der Scherge trennt.

Ein Räuber spukt im Haus umher,

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Den todten alten Grafen spielend,

Im weißen Hemd, auf Enten zielend,
Durch’s Fenster feuernd sein Gewehr.

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/116&oldid=- (Version vom 22.4.2023)