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Auf Lisbons Zinnen setz’ ich meine Aare,

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Und Deutschland!“ – Halt! bei Aspern mußt du fragen,

Wie deutsche Herzen, deutsche Schwerter schlagen.
Dort zeigt sich’s bald in blutigen Gewittern,
Ob du ganz ungelehrig für das Zittern!
Dort steht ein Fürst, ein gottgeadelt ächter,

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Wie selten ihn gezeugt die Hochgeschlechter;

Der Brennpunkt jeder Freude, jedem Schmerz
Des Vaterlands ist sein geweihtes Herz.
Er ist an Heldenkraft selbst dir gemessen,
Doch Eines schmückt ihn schön, was dir gebricht:

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In seinem Herzen brennt der Liebe Licht,

Und nie hat er der Menschlichkeit vergessen.

Napoleon stand auf dem Marchfeldboden,
Für sich die Welt gewaltig umzuroden.
Schon lag erobert Wien zu seinen Gnaden,

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Mit Herzensangst, mit Schmach und Noth beladen.

Geharnischt ritten durch die bange Stadt
Napoleons erlesne Kürassiere,
Die Erde bebte vom Gestampf der Thiere,
Der Schrecken sah an ihnen sich nicht satt.

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/163&oldid=- (Version vom 23.4.2023)