Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/351

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der für einen wichtigern Fall des Lebens aufgespart werden könnte, aber ein heimliches Verlangen zog sie zum Saal, und daß sie ein neues Kleid haben müßte, litt keinen Zweifel – Sie war ja ein Mädchen! Wie hätte sie in dem Kleide des vorigen Abends noch einmal erscheinen sollen? Was würde man gesagt, was würde man gedacht haben?

Der Wunderapfel mußte ein neues Kleid liefern, viel schöner und reicher an kostbaren Schmuck und Steinen als das erste, aber auch Konrad glänzte in aller Pracht und Herrlichkeit seines Standes.

Als sie Beide müde waren vom Tanze und sich in ein Seitengemach begeben hatten, da konnte Konrad nicht länger an sich halten und trug ihr Herz und Hand an. Mathilde sagte: „Wohl sind die mir viel werth, denn Ihr seid ein edler Mann, allein Ihr wißet ja nicht, wer ich bin? Wie bald möchte Euch Eure Wahl gereuen.“ Da sagte er, er nähme Gott zum Zeugen, sie solle sein ehelich Gemahl werden und wär sie die Tochter des allerniedrigsten Mannes in Schwaben, nur aber eine züchtige sittige Jungfrau. Damit zog er einen Demantring von großem Werth von seinem Finger und gab ihr denselben, zum Zeichen der Treue. In drei Tagen wolle er allen Grafen, Rittern und Herrn ein festliches Mahl geben, dem solle sie beiwohnen, da werde er die Ehestiftung machen laßen. Mathilde trug Sorge, ob sie einwilligen sollte, es kam ihr Alles zu schnell und sie sagte nicht Ja, sagte aber auch nicht Nein.

Da wurden drei Tage die kostbarsten Zurüstungen zu einem großen Verlobungsmahle gemacht, und als der dritte Tag gekommen war, kamen die Geladenen allzumal auch, Herren und Frauen in Glanz und Pracht, aber die Braut wollte nicht kommen. Da ward aus dem Freudenmahle ein stummes Trauermahl, bei welchem der