Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/436

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„Welch ein Saal! Welch ein Glanz, wie Morgenlicht und Mondschein untereinander! Welch eine edle Bauart! Welch ein rein erhabener Styl! Wie kräftig und mild! Wie prächtig und anziehend! Es ist das Abbild des Himmels mit seinen Sternen!“

Also rief unser Prinz aus, der wohl wußte, wie man sein ästhetisches Gefühl zu Tage legen muß, wenn man es mit feinen Sinnen dahin gebracht hat, die sanfte Rundung einer braunschweiger Mettwurst von der geschmackvollen Plumpheit eines Hamburger Rinderbratens mit Kritik unterscheiden zu können.

Die Dame schien wohl von der recht vornehmen, aber nicht von der ästhetischen Sorte und sagte lächelnd: „Ihr beliebt artig zu spaßen, mein Prinz. Dieß hier ist mein schlechtestes Landhaus, auf welchem ich mich aber am liebsten aufhalte, weil es so einfach ist.

Sie ersuchte ihn sich zu ihr aufs Sofa zu setzen und sagte: „Prinz, Ihr sollt wißen, daß ich eine Tochter eines Genius bin, der eine große Macht besitzet, und Paribanu heiße. So werdet Ihr Euch denn auch nicht wundern, daß ich sowohl Euch als Eure Familie längst kenne, eben sowohl als die Prinzeßin Nurunnihar, und die Geschichte Eurer Liebe zu ihr. Ihr, für Eure Person scheint mir eines höhern Glücks würdig, als Ihr in dem Besitz dieser Dame würdet gefunden haben. Ich war es, die Eurem ältesten Bruder den Teppich, Ali das Rohr und Euch den Apfel in die Hände brachte. Heute war ich bei Eurem Pfeilschießen unsichtbar gegenwärtig, fing Euren Pfeil, welcher nicht einmal über Hußeins Pfeil würde hinausgekommen sein, mitten im Fluge auf und führte ihn bis dahin, wo Ihr ihn gefunden habt.