Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/455

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einen Esel halten, wenn sie etwa spatzieren reiten will, denn Disteln sind ja genug da. Die fetten Frösche im Graben gewähren ihr ein eben so nahrhaftes als gesundes und leichtes Eßen und das Waßer in demselben hat einen angenehmen Geschmack und ist erquickend. Ihr seht, wie gut sie es haben wird, zumal da ich sie nie verlaßen, und mit meiner immer heiteren Laune recht aufgeräumt machen will.“

„O Wunderschönchen! O Schicksal! O Jammer! O Elend! O Quaal!“ rief die Königin; fiel in Ohnmacht und fand sich, als sie wieder zu sich kam, so munter und wohlbehalten in ihrem Bette, daß sie die ganze Geschichte für einen lebhaften Traum erklärte. Als sie aber ihr Nachtzeug besahe, welches zwar höchst fein, aber quittengelb und von ganz eigenem ihr gänzlich unbekannten Zuschnitt war, da wurde ihr ganz unheimlich zu Muthe. Sie wurde unruhig, ängstlich, stumm und in sich verschloßen, und fiel zuletzt so tief in das melancholische Fach, so in eine Art Schwermüthigkeit, meine ich, daß sie auch nicht mehr eßen und trinken mochte vor lauter tiefsinnigen Gedanken. Die Hofleute fragten sich untereinander: „Was mag denn der fehlen?“ aber beantworten konnte es Keiner. Wir aber wißen, daß Alles eigentlich von der fatalen, grausamlichen Schönheit der Prinzeßin herkam, die zuletzt auch alle Prinzen in Tiefsinn und Schwersinn brachte, obwohl sie von Kindesbeinen an daran gar nicht gewöhnt waren.

Die Prinzeßin war, wenn man ihre Fehler abrechnete, eine Person von sehr vortrefflichem und gefühligem Herzen – sie hatte Gemüth, und mithin ward sie von dem Zustande der Mutter sehr affizirt – angegriffen gleichsam.

Sie wollte durchaus wißen, was der Mutter fehle, wie derselben zu helfen stehe, und auch, ob sie selbst durchaus heirathen solle,