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Wissenswertes vom Hasen.

Außer dem Kriege in Marokko spielt sich augenblicklich noch eine andere Tragödie ab, nicht ganz so folgenschwer, nicht ganz so umfangreich wie die in Nordafrika, aber für die schwächere Partei von nicht minder einschneidender Bedeutung; das ist der Krieg, der in Mitteleuropa zurzeit gegen die Hasen geführt wird.

Woher die Feindschaft zwischen dem Menschen und dem Hasen besteht, das weiß man nicht. Nach der Schöpfungsgeschichte ist Feindschaft gesetzt zwischen dem Weibe und der Schlange; irgend eine Urkunde aber über die auffällige Feindschaft zwischen dem Manne und dem Hasen mangelt gänzlich.

Die Meinung, daß der Mensch den Hasen lediglich seines zarten und bekömmlichen Fleisches wegen verfolge ist irrig; auch das Eichhörnchen und der Sperling zeichnen sich durch wohlschmeckendes Fleisch aus, sind aber den Nachstellungen der Menschen wenig ausgesetzt.

Jedenfalls steht die Tatsache fest, daß, wenn der Tag der Eröffnung der Hasenjagd da ist, sonst ganz friedliche Leute und ehrbare Bürger von einem rasenden Blutdurst befallen werden. Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe, der Mann muß hinaus in die Ferne, er findet zu Hause keine bleibende Statt, was schert ihn Weib, was schert ihn Kind? Geschäft, Beruf, Gelderwerb, alles tritt vor der krankhaften Begier, möglichst viele Hasen zu töten, in den Hintergrund.

Es ist kein Wunder, daß der Hase deswegen eine große Rolle in der Literatur einnimmt. Die Dichter aller Zeiten

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)