Seite:Loos Sämtliche Schriften.pdf/430

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wo er ins haus tritt, gleichfalls die schuhe ausziehen, besonders am abend. Das macht ein jeder engländer, selbst, wenn er sich nicht umzieht. Er zieht die schuhe, in denen er den ganzen tag über herumgelaufen ist, aus und zieht hausschuhe an, auch zum frack.

So denke ich mir diese wohnungen aus zwei stockwerken bestehend, mit einem eingang von der straße. Die ergänzung meines planes muß dann etwas sein, das wie ein terrassenhaus aussieht, mit einer stiege, die im freien liegt und von der aus man auf die verschiedenen terrassen kommen kann. Man kann diese terrassen auch eine hochstraße nennen; jede mit einem eigenen eingang, mit einer eigenen laube, wo man sich des abends, in freier luft auf der hochstraße sitzend, aufhalten kann. Die kinder spielen auf der terrasse, ohne gefahr, von einem automobil usw. überfahren zu werden. Das war meine idee, denn ich bin davon ausgegangen, daß man so häufig in der zeitung liest, wie unbewachte kinder, die von ihren bei der arbeit befindlichen eltern verlassen werden mußten – das sind die allerärmsten unter den armen – vom lufthunger getrieben, auf das fensterbrett hinaufgestiegen und auf die straße oder in den hof gefallen sind. Das ist ein schreckliches los für die kleinsten der kleinen. Ihnen wird durch diese gesicherte und ruhige terrassenstraße die möglichkeit gegeben sein, den ganzen tag über im freien zuzubringen, in der nähe des hauses und unter dem schutz der nachbarn. Auf diese art und weise dachte ich, für die kinder zu sorgen.

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Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/430&oldid=- (Version vom 1.8.2018)