Seite:Lorent Johannis-Kirche und Kirche des hl. Kreuzes in Schwäbisch-Gmünd.pdf/28

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Seitenschiffes erhalten, und zwar dort, wo sie menschlichen Händen weniger erreichbar sind. Das oberste darauf befindliche Flachbild stellt unter einem Vordache mit einem Cherub, welcher die beiden Hände über seinen geflügelten Kopf hält, Maria mit Jesus auf dem Schooße dar; das Kind erhebt segnend die Rechte und greift mit der herabgesenkten Linken nach einem Apfel, den ihm die Mutter darreicht. „Diese Sculptur ist ganz in dem ältesten romanischen Stile gehalten: die Gestalten mager, steif und ganz ohne allen individuellen Ausdruck. Auffallend ist es, daß die Jagdthiere, offenbar von derselben Hand gemeiselt, von einer Frische und Lebendigkeit und Bewegung sind, welche den stärksten Gegensatz gegen die Starrheit der menschlichen Figuren bilden“[1]. Eigenthümlicher Weise hielt Pfarrer Prescher[2] diese Steinarbeit für die Herzogin Agnes, die Stifterin der Kirche, mit ihrem erstgeborenen Sohne, welcher während ihrer Schwangerschaft von einer Gefahr errettet worden sei, und theilte den Volksglaube, daß die Jagdscenen an der Kirche Anspiegelungen auf jene Jagd seien, während welcher sie den Ring verlor. Jagdscenen bedeuten aber die Bekehrung der Sünder, die gejagten Thiere charakterisiren die einzelnen Sünden und die Jagdhunde sind


  1. Dr. W. Lübke Gesch. der Plastik S. 304.
  2. Altgermania Heft II. S. 82.