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wir die Pferde hassen. Bringe Deine Pferde in einen andern Stall, so werden sie vor uns Ruhe haben. Freudig befolgte der Bauer diesen Rath und die Wichtlein blieben bei ihm, waren ihm im Haushalt förderlich und hülfreich, und er wurde durch sie der reichste Mann in Dankmarshausen.

71.
Der Wichtlein Ueberfahrt.

Im Spatenberge ohnweit und unterhalb Spichra, am rechten Ufer der Werra, öffnet sich eine kleine Höhle, die Wichtelkutte geheißen, in welcher schon vor undenklichen Zeiten Wichtlein hausten. Es war ein zahlreiches Völklein das da sein Wesen trieb, und war, obgleich stets neckelustig gesinnt, den Menschen doch gut und hülfreich. Nun war oder ist dort noch eine Fähre vom rechten Ufer zum linken, und der Fährmann hieß Beck, zu dem kamen eines Abends zwei kleine Männlein, und verlangten übergefahren zu werden. Alle drei gingen zum Flusse und bestiegen die Fähre, als sie jedoch darinnen waren, baten die Männlein den Fergen, noch ein wenig zu warten, es komme noch jemand. Es kam indeß niemand, gleichwohl senkte sich die Fähre tiefer und tiefer in das Wasser, als ob sie schwerer und schwerer werde. Da niemand kam, stieß der Ferge endlich vom Ufer ab, aber es wollte ihm bedünken, noch nie sei die Fähre so schwer gewesen. Als man nun am andern Ufer anlangte, fragte einer von den Uebergefahrenen den Fährmann: Sage, welchen Lohn begehrst Du? Willst du das Fährgeld nach der Kopfzahl, oder ist

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)