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anzutreffen, so daß bei solchem Summen einem der Götze Mäusim, als ob er da zu Hause wäre, einfällt.“

Der Antheil an der Hörseelberghöhle verlor sich allmählig, und der Berichterstatter über dieselbe schließt seine Mittheilung: „Nun aber da der Aberglaube nicht mehr herrschend, wird es keiner sonderlichen Betrachtung mehr gewürdigt, und wenige nehmen sich die Mühe, es auch von außen recht zu beschauen.“

Im Jahre 1854 wurde die Höhle des Hörseelberges von einigen Neugierigen aufs neue durchforscht. Ohne die alte Beschreibung zu kennen, fanden sie die Höhle noch in der früheren Beschaffenheit. Das Rauschen und Brausen vor dem Eingange in die Bergeskluft vernahmen sie nicht. Aber ein Summen tönte ihnen im Inneren wie melodischer Gesang und Aeolsharfen, seltsam und wunderbar, bis sich’s ergab, daß dasselbe von Millionen Fliegen und Mücken, die sich im Innern verhielten, herrührte.

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Musikanten im Hörseelenberge.

Trotz den nüchternen Lösungen der mythischen Räthsel, die der Hörseelenberg aufgab, blieb die Sage von ihm und seiner Höhle dennoch lebendig und verjüngte sich von Geschlecht zu Geschlecht, ja es fehlte ihm sogar nicht an einem Sänger, der im Jahre 1592 ein Gedicht in Form einer poetischen Vision über ihn schrieb, das aber nie zum Drucke gelangte, und in welches er Hörseelbergsagen einwob.

Zwei Schäferknechte, so lautet die eine in schlichte

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)