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so verwüste ich mein eigenes Land; soll ich euch euern Aufruhr mit Geld abbüßen lassen, das lautete mir unehrlich und schimpflich. Harret, ich will euch Demuth lehren! – Das soll sich begeben haben nahe über Freiburg an der Unstrut, nordwärts der Naumburg, da sah der Landgraf einen Pflug auf einem Acker stehen, spannte vier der Edeln, entkleidet bis aufs Hemde, an den Pflug, und ließ sie eine Furche auf dem Acker ziehen, und ging mit der Geisel nebenher. Und wenn eine Furche gezogen war, so kehrte er den Pflug und spannte vier andere ein, und trieb es so lange bis der ganze Acker umgefurcht war. Selbiger Acker ist mit weißen Mal-Steinen sonders umhegt, und heißt noch der „Edelacker“ bis zum heutigen Tage, und der Landgraf freiete ihn zu einem ewigen Gedächtniß. Danach wurde der Landgraf sehr gefürchtet, aber auch gehaßt, und verwünscht, daß er seinen Vasallen und Edeln nicht mehr ihren herrischen und trotzigen Willen ließ, und sie machten ihm Verdruß, wo sie nur konnten, ja sie trachteten ihm heimlich nach dem Leben, daher ging er stets gewappnet, mit eisernem Sinn in eisernem Kleide, und schonte die offenbare und wiederholte Untreue keineswegs, sondern er ließ die, welche auf Unthaten begriffen wurden, ohne weiteres henken, köpfen oder ertränken, wie es eben kam. Davon gewann er den Namen der eiserne Landgraf.

88.
Des eisernen Landgrafen Seele.

Ludwig der eiserne hinterließ einen Sohn, das war Ludwig IV. des Namens und als Landgraf der dritte,

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)