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ihn zumal übel, und sprach: Ich will Dich wol gerne herbergen, aber um seinetwillen nicht! Ziehe Dein Pferd in den Schoppen, da findest Du Heu, und behilf Dich diese Nacht wie Du kannst; hier ist kein Bettgewand. Darauf pflog der Schmied in der Ruhla großer und harter Arbeit die Nacht hindurch, und brannte und hitzte das Eisen, und schlug mit dem großen Hammer darauf und fluchte und schalt dabei jedesmal den Landgrafen, indem er rief: Werde hart Landgraf! Du schmählicher, böser, unseliger Herr! Was hilft Deinem armen Volke Dein längeres Leben? Deine Vornehmen reden Dir nach dem Munde – der (hier nannte der Schmied jedesmal einen der höheren Diener und Beamten): überlastet die Deinen mit Schatzung, der – maßt sich Deiner Rechte an, der – macht die Deinen rechtlos gegen Dich, der – beraubt sie, der – gewinnt Dir das Deine ab und schmiert Dich mit Deinem eigenen Schmalze; der – wird reich durch Dich, und Du verarmst mit den Deinen! Werde hart Landgraf! Oder fahre in die Helle hinunter! – Der Landgraf hörte schweigend zu, und aller Schlummer verging ihm schier und ritt am andern Morgen still und gedankenvoll von dannen, ganz hart geschmiedet und gestählt, und begann alsbald eine andere Ordnung der Dinge in seinem Lande, sah allenthalben selbst zum Recht, milderte den Druck und strafte die widerspenstigen Vasallen. Das war ihnen sehr ungelegen, und sie murrten und lehnten sich auf gegen ihren Herrn und verbanden sich unter einander gegen ihn. Der Landgraf aber zog gegen sie an den Ort, wo sie sich gesammelt hatten, stritt mit ihnen, schlug und fing sie alle zusammen, und dann sprach er: Was soll ich Thun mit euch? Soll ich euch tödten, soll ich eure Güter verheeren,

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/154&oldid=- (Version vom 1.8.2018)