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einmal aber war das Herbstwetter gar zu schlimm, da kam eine Bande nach Steinbach, und bat flehendlich um ein Obdach. Da war ein altes gutmüthiges Bäuerlein, das Reeschen (Andreschen) geheißen, der nahm sie auf, und gönnte ihnen, die Nacht in seiner Scheune, in der die ganze Aernte lag, zuzubringen. Wie erschrak aber das gute Reeschen, als die Leute schreiend durcheinander liefen, und ihm ansagten: die „Ziehüner“ hätten mitten in der Scheune ein Feuer angemacht, das bis hinauf zum Bärn lohe. Und dem war wirklich so, aber wie nun das Reeschen die Zigeuner wüthend schalt, so bedeuteten ihn diese, er möge ganz außer Sorgen sein, die Zigeuner haben Macht über das Feuer, das dürfe kein Getraidestroh oder Heu anbrennen. Zum Beweise dessen nahmen sie ein Paar Schütten Stroh auf eine Heugabel, hielten sie mitten in das lodernde Feuer, besprachen dieß in ihrer kauderwälschen Sprache, und siehe da, es brannte kein Halm an. Weiter sagten die Zigeuner: So lange wir in einem Dorfe sind, kommt in demselben nie ein Brand aus, auch wollten sie dem Reeschen sein Haus und seine Scheuer zum Danke für seine Aufnahme also besprechen und bewahren, daß beide nie in Feuer aufgehen könnten, und wenn auch rings um sie das ganze Dorf abbrenne.

Croaten spuken in der Ruhl, wie in der Nähe von Altenstein. Ueber den „Croatengräbern“ bei Waldfisch am Walde erwachen alle sieben Jahre die in einer Schlacht zwischen Schweden und Croaten gefallenen Krieger unter Schlachtgetöse, in der Mitternachtstunde des Schlachttages, und kämpfen erbittert mit einander, bis die Glocke Eins schlägt. Auch bei der „Siegwiese“ und am „Haderkopf“ fiel eine Schlacht vor, davon so viel Blut der Schweden

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/265&oldid=- (Version vom 1.8.2018)