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Töpfer und dem Borne den Namen Reinhardsbrunn. Als das Kloster fertig und geweiht, auch mit Mönchen des Benedictinerordens versehen war, begab sich der Stifter und Gründer selbst in dasselbe, starb darin und ward darin begraben.

145.
Landgrafenbegräbniß zu Reinhardsbrunn.

Wie sich Graf Ludwig von Thüringen, zubenamt „der Springer oder Salier“, in dem von ihm gegründeten Kloster hatte begraben lassen, so that auch die Mehrzahl seiner Nachkommen ein Gleiches. Als Ludwig der erste Landgraf, des genannten Sohn, auf Wartburg gestorben war, wurde er gen Reinhardsbrunn geführt und dort beigesetzt, und da Landgraf Ludwig der eiserne auf seiner Neuenburg an der Unstrut im Sterben lag, legte er seinen um ihn versammelten Vasallen noch zur Buße ihrer Aufruhrgelüste auf, ihn im Sarge von Freiburg bis nach Reinhardsbrunn auf ihren Schultern zu tragen, ein schweres Stück Arbeit, auch wenn ihrer viele waren, und oft gewechselt werden mochte, denn die Weglänge betrug mehr denn 10 Meilen, aber sie gelobten es ihm an die Hand bei Treu und Glauben, weil sie gelernt hatten, ihn, seit er vom Schmiede in der Ruhl hart geschmiedet war, mehr als den Teufel selbst zu fürchten; ja sie hatten zu befahren, er möchte etwann sich tod stellen, sein Begräbniß anordnen, und wehe ihnen dann, wenn er noch lebendig war, und sie ihn nicht trugen. So hielten sie denn ihr Gelübde, und trugen ihn, wie unerträglich ihnen auch solch tragen fiel und vorkam. Ludwig

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/287&oldid=- (Version vom 1.8.2018)