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tod, verscharrte den Leichnam und kehrte zur Stadt zurück. Aber auch ihm ließ das Gewissen keine Ruhe, endlich rannte er zum Walde, und erhing sich über dem Grabe des Ermordeten. Als man seinen Leichnam nun auch dort begrub, entbrannte der Geisterkampf der Beiden, und währete mit Ungestüm oft halbe Nächte hindurch, oder doch von Mitternacht an bis zum ersten Hahnenschrei. Ein Zufall ließ es geschehen, daß der Leichnam des Erschlagenen aufgefunden wurde; man grub ihn aus und setzte ihn in geweihter Erde bei. Da hatte der Spuk ein Ende.


18.
Schäfer- und Hasengespenst.

Hildburghausen ist eine Stadt sehr alten Ursprunges, daher ihr auch örtliche Sagen nicht fehlen. Man hat ihren Ursprung, wie ihren Namen von Hildbert oder Childerich, dem Sohne des Frankenköniges Chlodowig ableiten wollen, noch näher aber liegt die Ableitung von der frommen Hiltburge, einer begüterten Frankin, die zum Heile ihrer Seele das Hochstift Fulda mit zahlreichen Besitzungen, in nachbarlichen fränkischen Gauen gelegen, begabte.

Als nun Hildburghausen noch ein eigenes Fürstenhaus besaß, stand vor dem stattlichen Schlosse Tag und Nacht eine Schildwache, welche zu einer Zeit, als das Militair in den Krieg gezogen war, durch Bürgermiliz versehen wurde. Da ist gar mancherlei wahrgenommen und erzählt worden. So wachten einmal drei Bürgerwehrmänner, und da es gerade eine recht schöne Mondscheinnacht war, so traten die Mannen aus der Wachtstube heraus ins Freie

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)