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1.
Frau Holle in Eisfeld.

Mythischer Zauber umfließt, wie so viele Stromquellen, auch die Quellen der Werra. Aus frühen Vorzeittagen haftet noch gar mancher Nachhall an Oertlichkeiten, an Gebräuchen, an alten Namen, und dauernd und unaustilgbar erhalten sich die überkommenen Kunden, wenn auch die vorgeschrittene Kultur der Waldbewohner sie nicht mehr glaubt. Es handelt sich ja bei sagenhaften Ueberlieferungen im Volksmunde überhaupt gar nicht darum, daß das Volk an deren wirkliches Geschehensein glaube, und wird ihm dieß von niemand angesonnen werden können, sondern darum, daß es sich dieselben als etwas, was die Urväter und Urmütter einander erzählten, wieder und immer wieder sagt. Das ist das einfache Wesen der Sage.

Götter und Dämonen haben einzig nur in Sagen der Nachwelt ihre Spuren und die Erinnerung an ihren Kult hinterlassen.

Die Stadt Eisfeld, in deren Nähe die Werraquellen aus dem Schooße thüringischer Berge zu Tage rinnen, soll uralten Ursprunges sein. „As-Feld“ wird sie noch immer im Volksmunde geheißen, und alte urkundliche Ueberlieferungen legen des Ortsnamens früheste Rechtschreibung als Asifeld offen dar. Wenn sich nun auch nicht mit unumstößlicher Gewißheit eine Verwandtschaft dieses Orts-Namens

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)